Am 7. April 2000, also heute vor 25 Jahren, erschien in Europa „Pokémon Stadium“ für das N64. Genau genommen war es der zweite Teil der Serie, denn in Japan erschien bereits ein Teil im Jahr 1997. Alles was ihr über den kleinen Hit von Nintendo wissen müsst, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Pokémon Stadium ist im Wesentlichen ein Pokémon-Kampfsimulator, der in einer 3D-Welt stattfindet. Das Spiel bietet die Möglichkeit, mit eigenen Pokémon gegen simulierte Trainer und andere echte Spieler zu kämpfen, sowie eine Reihe von legendären Minispielen. Der Titel von Nintendo unterscheidet sich von den Haupt-Pokémon-Spielen dadurch, dass es keine richtige Abenteuerreise oder Sammlung von Pokémon gibt und er sich mehr auf die strategische Nutzung von Pokémon in Kämpfen konzentriert. Der Fokus liegt auf den Pokémon-Kämpfen und der dynamischen Darstellung der Pokémon in einer realistischeren, 3D-grafischen Umgebung: Ein Feeling wie im Stadion soll erzeugt werden, was auch ganz gut gelingt.
Für viele eine Offenbarung
Im Jahr 2000 erschien bereits die Playstation 2. Nintendo sollte zu diesem Zeitpunkt noch zwei Jahre auf ihren N64 setzen, bevor mit dem GameCube erstmals eine Konsole des japanischen Unternehmens mit Disk-Technologie erscheinen sollte. Mit etwa 5,5 Millionen verkauften Modulen landet „Stadium“ auf Platz sechs der meistverkauften N64-Spiele.
Für viele Kids war das Spiel eine absolute Offenbarung. Die Pokémon, die man auf seinem GameBoy oder GameBoy Pocket trainiert hat, einfach via Adapter in die farbenfrohe Polygonen-Welt des N64 holen: Genial! Einige haben das Game für seine Mini-Spiele geliebt. „Pokémon Stadium“ enthält neun Games, die an die Partyspiele von „Mario Party“ erinnern.
Warum man noch eine Lanze für den Titel brechen sollte, ist, dass er es einem ermöglicht, die klassischen Pokémon-Spiele des GameBoys, ohne einen GameBoy zu besitzen, spielen zu können. Na klar: Ohne Linkkabel fehlt eine wichtige Dimension des Gesamterlebnisses „Pokémon“: Nämlich das Tauschen von Pikachu, Bisasam, Shiggy, Glumanda und Co.
Noch immer absolut erschwinglich
Positiv ist: Ihr erhaltet „Pokémon Stadium“ auch noch heute in einem guten Zustand CiB (Complete in Box) (natürlich gebraucht), also auch inklusive Transfer Pak, zu einem moderaten Preis. Das einzelne Modul bekommt ihr für unter 20 Euro, was euch allein natürlich nicht weiterhilft, wenn ihr mit euren persönlich trainierten Taschenmonstern aus den Schwarz-Weiß-Teilen spielen wollt. Einen Einblick erhaltet ihr aber allemal und die Minispiele könnt ihr problemlos direkt spielen.
Wir haben uns den Spaß gegönnt und danach recherchiert, was ein komplett neues Spiel, also im Zustand „Sealed“ kostet. Losgehen tut der Spaß ab 500 Euro.
Speichern ist tricky
Auf dem Nintendo 64 selbst kannst du Spielstände auf einem Memory Pak speichern, das in den Controller eingelegt wird. Dieses speichert dann deine Fortschritte im Spiel, wie zum Beispiel abgeschlossene Turniere und gewonnene Medaillen. Das bedeutet, dass man zwischen Memory Pak und Transfer Pak hin- und her hantieren muss, was etwas nervig ist. Dennoch: Es gibt eine Art von Speicherung, aber nicht in dem Sinne, dass man wie in den Haupt-Pokémon-Spielen direkt seinen Spielfortschritt und die Pokémon-Entwicklungen überträgt.
Die beliebten Minispiele
Apropos Minispiele: Da wären das Härtnerspiel, in dem ihr entweder einen Safcon oder ein Kokuna spielt und euch im richtigen Zeitpunkt mit dem Härtner verteidigt, der die auf einen stürzenden Steinsbrocken zerschellen lässt. Außerdem ein Fan-Favorit: „Schlurp’s Sushi-Schmaus“. Du spielst als ein Schlurp, das sich um ein rotierendes Förderband mit Sushi bewegt. Ziel ist es, innerhalb des Zeitlimits den höchsten Geldwert an Sushi zu essen. Auch spaßig: Rattfratz-Rennen. In diesem Minispiel musst du als Spieler ein Rattfratz steuern, das auf einer Strecke rennt, und dabei Hindernissen ausweichen muss. Es geht darum, die beste Zeit zu erzielen, indem du geschickt Hindernisse überwindest und als erster das Ziel erreichst.
Wer das Spiel von Nintendo ausprobieren möchte, hat die Chance auf der Switch. Bei Switch Online plus Erweiterungspaket ist dies möglich. Anders als auf dem N64 fehlt hier aber natürlich die Option via Transfer Pak seine Pokémon aus den GameBoy-Teilen in die Arena zu holen. Dieses Pak wird an den hinteren Teil vom Controller angeschlossen, da wo sonst auch Memory Pak oder Rumble Pak Platz finden.
Besonders cool auch: „Blau“, „Rot“ und „Gelb“ der Pokémon-Serie lassen sich über einen integrierten Emulator jetzt auch auf dem N64 spielen. Hierfür gibt es einen individuellen Rahmen und das Spiel ist, ähnlich wie auf dem Super GameBoy, eingefärbt.
Neben dem Universum von Mario ist Pokémon absatztechnisch das wichtigste Franchise von Nintendo. Genau genommen ist Pokémon sogar das umsatzstärkste Medien-Franchise der Welt, sogar Star Wars kann da nicht mithalten.
Was man als kritisch betrachten kann, sind Elemente des Kampfsystems dieses Spiels.
Mangel an strategischer Tiefe im Vergleich zu den Handheld-Versionen
Pokémon Stadium bietet zwar eine interessante 3D-Darstellung der Kämpfe, doch viele empfinden das Kampfsystem als weniger tiefgründig im Vergleich zu den Handheld-Pokémon-Spielen (wie Pokémon Rot/Blau oder Pokémon Gold/Silber), bei denen das Team-Management und das Züchten von Pokémon eine größere Rolle spielten.
In Pokémon Stadium ist es nicht möglich, die Pokémon zu trainieren, zu züchten oder die EVs (Effort Values) und IVs (Individual Values) der Pokémon zu steuern, wie es in den Handheld-Versionen der Fall war. Dies führte dazu, dass das Spiel im Vergleich zu den Handheld-Teilen weniger taktische Tiefe hatte.
Auch das Pokémon-Training und die Weiterentwicklung von Pokémon fehlen im Spiel, wodurch der Langzeitmotivation nach der Anfangsphase des Games die Grundlage entzogen wurde.
Pokémon-Kämpfe wirken sich nicht auf das Hauptspiel aus
Ein weiterer Kritikpunkt war, dass Pokémon Stadium in gewisser Weise isoliert von den Handheld-Spielen war. Du konntest keine Pokémon weiterentwickeln oder ihren Fortschritt durch das Spielen in Stadium speichern oder für deine GameBoy-Edition nutzen. Dies führte zu der Wahrnehmung, dass Pokémon Stadium eher eine Light-Version der eigentlichen Pokémon-Erfahrung war, da es nur das Kämpfen und nicht das Pokémon-Management ermöglichte.
Konzept wurde nicht fortgesetzt
Viele Fans wünschten sich eine Ausgabe die mit Pokémon „Silber“ und „Gold“ via neuem Transfer Pak kombinierbar ist, jedoch wurde das Konzept nicht direkt für Spiele des GameBoy Color fortgesetzt. Leider folgte auch keine vergleichbare Technik mehr auf Nachfolge-Geräten wie dem GameCube. Das N64 blieb die einzige Konsole, die ein derartiges Add-On im Programm hatte.
Ob mit einem Spieler gegen den Computer, in Kämpfen zu zweit oder in den Minispielen mit bis zu vier Spielern, ist der Titel von Nintendo und HAL Laboratory ein ziemlicher Garant für kurzweiligen Spielspaß. Im Stadion können bis zu 151 verschieden Pokémon antreten, also alle der ersten Generation.
Teil 2: deutlich teurer
Das Spiel erhaltet ihr gebraucht als lose Cartridge in halb Gold und halb Silber, angelehnt an die jeweiligen Editionen, zu einem Preis von rund 50 Euro: Es ist also deutlich teurer als der westliche erste Teil. In OVP müsst ihr locker 150 Euro latzen. Im gut erhaltenen Zustand wird es noch mal deutlich teuer für Modul, OVP und Co.: logisch!
Teil 2 ist abgesehen von der Aufnahme neuer Pokémon praktisch more of the same. Jedoch wurden viele Gameplay-Elemente ein Stück weit ausgebessert, was die Kampfsysteme betrifft.
In Sachen Minispiele lieferte das Game ganze zwölf. Diese sind nicht minder spaßig als die des ersten Teils.
Betrachtet man beide Teile, so fällt stark auf, dass die Konkurrenz von Xbox und PlayStation eigentlich nichts Vergleichbares zu bieten hat.
Zukunftsausblicke für „Stadium“
Eigentlich ist das Konzept von „Pokémon Stadium“ klasse: Man kann zum Kampf antreten, ohne den ganzen großen RPG-Kontext. Schnelle, einfache, aber auch strategische Action. Ob es noch einmal einen weiteren Teil für die Switch 2 geben wird, ist unklar, bzw. eher unwahrscheinlich. Es scheint, als sei die Reihe zumindest von Nintendo ziemlich in Vergessenheit geraten. Wobei dies auch nicht ganz korrekt ist, immerhin gab es Spiele die gewissermaßen an die Idee anschlossen, wie beispielsweise „Pokémon Collosseum“ für den GameCube oder „Battle Revolution“ für die Wii. Die Simplizität eines „Pokémon Stadium“ wurde aber nicht mehr verfolgt.
Ihr seid neugierig geworden? Dann schnappt euch eurer Modul und den Controller, zieht die Pokémon-Cartridge aus dem GameBoy Pocket und schiebt sie ins Transfer Pak. Oder alternativ: Ladet das Game auf der Nintendo Switch.
Ihr habt das Spiel schon zu genüge gezockt und sucht eine Alternative mit ähnlichem Spielprinzip? Dann versucht doch einmal „Digimon Rumble Arena“ für die PlayStation. Dies ist kein Runden-basierter, sondern ein One-on-One-Fighter in Echtzeit, macht aber ebenfalls viel Spaß und ist eine willkommende Abwechslung. Genau genommen aber gibt es keine vergleichbaren Spiele für Sonys Konsolen oder die Xbox. „Pokémon Stadium“: Einfach ein legendärer Titel von Nintendo mit Alleinstellungsmerkmal.
Bild: Nintendo / The Pokémon Company
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