Es gibt so einige Perlen, die in der PS3-Ära erschienen sind und leider zu wenig Aufmerksamkeit bekommen haben. Einer dieser grandiosen Titel war das Jump ’n’ Run- / Action-Adventure „El Shaddai – Ascension of the Metatron“, das sich trotz guter Kritiken in Deutschland sehr schleppend verkauft hat. Nun bekommt das Spiel als HD-Remaster nochmal eine Chance, sich zu beweisen. Warum mir das HD-Remaster noch besser gefallen hat als das Original, erfahrt ihr in meiner Review.

„El Shaddai – Ascension of the Metatron“ erschien 2011 für die PS3 und Xbox 360. Entwickler war Ignition Entertainment, der Vertrieb des Spiels im Westen wurde aber Konami überlassen. Bereits damals konnte das Spiel vor allem mit seiner doch eher einzigartigen Grafikpracht überzeugen, die ihr im folgenden Video noch einmal bestaunen könnt:

Der Krieger Gottes

Enoch ist von Gott dazu auserwählt worden, die Grigori (gefallene Engel) in den Himmel zurückzubringen – wenn nötig halt auch mit Waffengewalt!

Die Story ist ein wenig eigen und ich würde sie eher in den Bereich Mythologien einstufen – wer jetzt aber an griechische oder nordische Mythologie denkt, den muss ich enttäuschen. „El Shaddai – Ascension of the Metatron“ orientiert sich eher an biblischen Themen, besonders an den apokryphen Texten des Buches Henoch. Aber genug dazu, kommen wir mal zur Story selbst. Die Geschichte dreht sich um den Schriftgelehrten Enoch, der im Auftrag Gottes aus dem Himmel herabstieg, um die Grigori (gefallene Engel) zu retten und ins Himmelreich zurückzubringen. Die Grigori hatten nämlich einen Teil von Gottes Weisheit gestohlen und wollten sie an die Menschheit weitergeben. Diese Gabe hatte den Evolutionsprozess der Menschen beschleunigt und sie wurden zu Nephilim, einer gefährlichen Mischform aus Engeln und Menschen. Mit Hilfe der vier Erzengel und Lucifel muss Enoch den Plänen der Grigori Einhalt gebieten und die nahende Katastrophe abwenden.

Soviel zur Story, denn diese Geschichte ist eigentlich nur das Grundgerüst. Der Rest des Spiels ist eher storyarm und wird nur von Lucifel in gelegentlichen Berichterstattungen an Gott weitererzählt. Doch auch wenn die Story eher nettes Beiwerk ist, hat man nicht das Gefühl, dass man etwas verpasst – eher im Gegenteil, dank toller visueller Bilder wirkt die Geschichte rund um Enoch und die Grigori ziemlich rund.

Grafisch eine Stufe nach oben geklettert

Apropos visuelle Bilder, die Grafik sowie das Leveldesign sind die eigentlichen Highlights des Spiels. Denn bereits im Original hat sich das Spiel eher wie ein spielbares Gemälde angefühlt. Dieser Grafikstil wurde natürlich für die HD-Remaster-Version noch einmal aufpoliert. So sehen die Texturen schärfer und auch die Farben kontrastreicher aus. Eine echt tolle Arbeit, die den visuellen Charme des Originals sehr gut eingefangen und verbessert hat.

Auch in der 2D-Optik kann das Remaster überzeugen und zaubert aus einem einfachen Kirchenfenster eine beeindruckende Levelkulisse.

Dasselbe gilt auch beim Leveldesign, es wirkt dank der HD-Texturen noch einmal lebendiger als das Original. So fühlt sich jeder Abschnitt neu und frisch an, aber man erkennt direkt die Level aus dem Original wieder. Jeder Turm-Abschnitt fühlt sich dank des überarbeiteten Designs einzigartig und unbekannt an und hält gerade für Spieler, die das Original vielleicht nicht kennen, zahlreiche visuelle Wunder und Überraschungen parat. Hinzu kommt ein echt toller Soundtrack, der die Level ebenfalls zu einem einzigartigen Erlebnis werden lässt. Jedoch ist die visuelle Einzigartigkeit manchmal auch nervig, denn durch die speziellen Effekte kann man in hektischen Kämpfen mal schnell den Überblick verlieren. Das liegt leider auch daran, dass die festen Kamerawinkel in „El Shaddai – Ascension of the Metatron“ manchmal echt bescheiden sind. Kommen dann noch überlappende Umgebungen hinzu, ist der Überblick schnell weg und der Frust leider etwas vorprogrammiert. Aber von der Kamera mal abgesehen, ist die Grafik des Spiels einfach eine runde Sache, die so bereits im Original die Tester und Spieler überzeugen konnte.

Gameplaytechnisch so lala

So, kommen wir mal zum Gameplay, denn da wird es leider ein paar Punkte Abzug hageln. Aber zuerst zum Positiven: Da hätten wir die relativ einfach zu erlernende Steuerung und auch das Kampfsystem gestaltet sich recht simpel. Die Kampf-Moves sind überschaubar. Es gibt eine Handvoll Standard-Attacken, die in einer gewissen Reihenfolge zu Kombo-Attacken werden. Hinzu kommen dann noch zwei Aufladungstechniken, die natürlich mehr Schaden machen, aber die Beweglichkeit enorm einschränken. Die Steuerung und Kampf-Fertigkeiten werden aber in einem Tutorial erklärt und können im Pause-Menü – sollte man sie vergessen haben – noch einmal als Tipp in der Bibliothek eingesehen werden. Zudem kann die Steuerung, sofern man mit der Standard-Einstellung nicht zufrieden ist, individuell angepasst werden.

Kommen wir nun dazu, was mir im HD-Remaster am Gameplay nicht gefallen hat. Das war in erster Linie die etwas unpräzise Steuerung in den 3D-Jump-’n’-Run-Passagen. Was in den Kämpfen noch richtig smooth funktioniert, wird in manchen Jump-’n’-Run-Passagen zum Albtraum – hier klappen Sprünge einfach nicht bzw. können sie nur unpräzise ausgeführt werden. Das liegt zum Teil aber auch nicht an der Steuerung selbst, sondern an den bescheidenen Kamerawinkeln. Hier hätte ich mir echt Verbesserungen zum Original gewünscht. Zudem sind die Kämpfe nach einer Weile sehr repetitiv bzw. auch eintönig, lediglich die Bosskämpfe fordern einen dann doch nochmal heraus. Schade, hier hätte man nochmal ein wenig mehr den Fokus drauflegen können. Aber das ist wohl auch dem Original geschuldet, da es sich ja nicht um ein Remake des Spiels, sondern um ein Remaster handelt. 

Ein Geheimtipp, den man gespielt haben muss

Ich habe das Glück, dass ich „El Shaddai – Ascension of the Metatron“ im Original spielen konnte und nun damit natürlich einen direkten Vergleich zur HD-Remaster-Version ziehen kann. Getestet habe ich das Spiel auf der Nintendo Switch, doch trotz anfänglicher Bedenken, dass die Switch-Version des Spiels nicht so performat sein könnte, wurde ich eines Besseren belehrt. So hatte ich bis auf ein paar Mikroruckler keine Probleme, das Spiel lief flüssig und mit der Anpassung der Steuerung hat es auch echt Spaß gemacht. Natürlich hat auch die Remaster-Version ein paar Macken, die bereits im Original genervt haben. Dennoch hat mich „El Shaddai – Ascension of the Metatron HD-Remaster“ positiv überrascht und ich kann jedem nur ans Herz legen, es selbst auszuprobieren, denn grafisch ist das Spiel eine absolute Wucht und als kleiner Geheimtipp durchaus zu empfehlen.

Aussehen15 / 20
Soundtrack20 / 20
Spielspaß15 / 20
Story12 / 20
Umfang18 / 20

The good

  • Die Grafik wurde ordentlich verbessert, dennoch geht der Charme des Originals nicht verloren.
  • Das einzigartige Leveldesign hält für Spieler, die das Original nicht kennen, zahlreiche visuelle Wunder und die eine oder andere Überraschung parat, die man so noch in keinem anderen Spiel gesehen hat.
  • Leicht zu erlernende Kampfsteuerung, die dank zahlreicher Optionen individuell angepasst werden kann.

The bad

  • Die festen Kamerawinkel machen teilweise Kämpfe, aber auch Jump-’n’-Run-Passagen sehr unübersichtlich, sodass schnell Frust aufkommen kann.
  • Standard-Kämpfe werden sehr schnell repetitiv und ziehen den Spielfluss ein wenig in die Länge.
  • Leider gab es für die Story ein paar Punkte Abzug, denn auch wenn die Geschichte rund um Enoch und die Grigori echt spannend ist, rückt sie leider recht schnell in den Hintergrund.

Bilder: Crim

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