Während die einen Gamer jede noch so kleine Text-Passage im Spiel schnell wegklicken, gibt es da noch die anderen: Die Story-Enthusiasten, die erst zufrieden sind, wenn sie jeden einzelnen NPC angesprochen haben – selbst, wenn dieser ihnen nur erzählt, was er gestern zu Mittag gegessen hat. Aber selbst das sorgt dafür, dass man als Spieler in eine Welt voll und ganz eintaucht. Das ist der Vorteil von Videospielen: Sie können genauso gut wie Romane Geschichten erzählen, lassen uns aber dabei unseren ganz eigenen Weg gehen.

Schon die PlayStation 1 verzauberte uns mit epischen und ereignisreichen Geschichten. Wer denkt nicht gerne an die emotionale Story von Cloud Strife zurück, der um das Überleben seines Planeten kämpft oder an Raziel aus „Legacy of Kain: Soul Reaver“, wie er sich an seinem Meister Kain rächen möchte. Mit der PlayStation 2 erwartete uns 2000 ein gewaltiger Grafik-Sprung und somit noch immersivere Abenteuer. Wir blicken zurück und erinnern uns an Emotionen wie Freude, Wut oder Trauer, die wir durch fantastische Storys in PS2 Games erlebt haben.

God of War

Die griechische Mythologie bietet zahlreiche Erzählungen von heroischen Figuren, bösartigen Intrigen und abscheulichen Monstern – also eine perfekte Vorlage für ein brutales Action-Adventure wie „God of War“. Natürlich haben sich die Entwickler nur grob an der mythologischen Vorlage orientiert und sich etwas (oder vielleicht auch etwas mehr) kreativen Spielraum erlaubt. Ihr übernehmt im Spiel die Rolle des Spartaners Kratos, dem Anführer einer Armee. Als er und seine Soldaten einer Barbaren-Streitmacht unterliegen, bietet Kratos dem Kriegsgott Ares seine Dienste an, um im Gegenzug seine Hilfe zu erhalten. Und siehe da: Ares vernichtet die Barbaren. Doch Kratos ist somit Ares‘ Diener.

Kratos und seine Armee erobern daraufhin weitere Teile Griechenlands. Der Schlüsselmoment, der unseren Protagonisten für immer prägen soll, ist allerdings eine Schlacht, in der Kratos ein Dorf massakriert, das Athena verehrt. Ares versetzt ihn nämlich in einen Kampfrausch, wodurch Kratos blindlings alles vernichtet, was ihm im Weg steht. Erst nach seiner Tat erkennt er, dass unter den Opfern auch seine Frau und Tochter sind. Ein triftiger Grund für Rache, wenn ihr uns fragt. Im ersten „God of War“-Teil geht es daher auch darum, Ares zu töten. Doch wir wissen alle, dass Kratos‘ Wut danach noch lange nicht gestillt ist.

Dragon Quest VIII

Fans von Anime und im Speziellen des Zeichenstils des Mangakas Akira Toriyama kommen um die „Dragon Quest“-Reihe nicht herum. „Dragon Quest VIII“ von Entwickler Level-5 sieht auf der PlayStation 2 wie ein spielbarer Anime aus. Das Spiel beginnt damit, dass der Hofnarr Dhoulmagus die Bewohner von Trodain in Pflanzen verwandelt. Auch der König und die Prinzessin des Reichs bleiben nicht verschont. Allerdings verwandelt der Hofnarr den König in eine Art Gnom und seine Tochter in ein Pferd. Nur ihr, der namenlose Held, der Wache in Trodain ist, bleibt glücklicherweise verschont. Wie es sich als treuer Anhänger der Königsfamilie gehört, macht ihr euch mit dem König und der Prinzessin auf, Dhoulmagus zu finden und den Fluch zu brechen.

Auf ihrem Abenteuer schließen sich ihnen weitere Charaktere an, die die Truppe komplettieren. Und genau hier punktet das Spiel insbesondere. Der Bandit Yangus, die Magierin Jessica oder der Tempelritter Angelo: Sie alle besitzen eine ganz eigene Persönlichkeit und Hintergrundgeschichte, die erst nach und nach ans Licht kommt. Die Geschichte bleibt während des Spielverlaufs klassisch und wirkt fast schon märchenhaft.

Kingdom Hearts

Während „Dragon Quest VIII“ eine geradlinige und klassische Geschichte erzählt, geht „Kingdom Hearts“ einen anderen Weg. Die einen blicken durch die komplexe Handlung der Reihe nicht mehr durch, die anderen lieben sie – und verstehen sie wahrscheinlich auch nicht zu 100 Prozent. Wer hätte aber auch gedacht, dass ein Konglomerat aus „Final Fantasy“ und Disney-Charakteren so eine komplizierte Story hervorbringen kann? Das erste „Kingdom Hearts“ bleibt dabei noch recht bodenständig – na ja, zumindest im Vergleich zu dem, womit die späteren Teile noch auftrumpfen. Im Mittelpunkt des Geschehens befindet sich der Junge Sora. Zusammen mit seinen besten Freunden Riku und Kairi lebt unser Protagonist auf der Insel des Schicksals. Diese wird eines Tages von sogenannten Herzlosen attackiert, woraufhin Sora ein Schlüsselschwert erhält, um gegen diese Schattenwesen anzutreten. Letztlich landet er dennoch in einer anderen Welt und von seinen Freunden ist keine Spur vorhanden.

In der neuen Welt „Traverse“ trifft Sora auf Goofy und Donald Duck, die auf der Suche nach ihm sind – dem Schlüsselschwertträger. Gemeinsam reisen sie zu verschiedenen Disney-Welten, verschließen mit dem Schlüsselschwert die Herzen der Welten, damit keine weiteren Herzlosen mehr erscheinen können und halten die Augen nach Soras Freunden offen. Dabei treffen sie auf bekannte Gesichter aus dem Disney-Universum, wie zum Beispiel Aladin oder Tarzan. Aber auch Antagonisten, wie Maleficent oder Dschafar haben ihre schurkischen Hände im Spiel. Vor allem Plot und Twists gehören in „Kingdom Hearts“ zum Konzept.

Prince of Persia: The Sands of Time

Könnten wir wie in „Prince of Persia: The Sands of Time“ die Zeit zurückdrehen, würden wir zum Release des Spiels zurückkehren und das Game nochmal ohne Erinnerungen von vorne zocken. Es gehört unbestritten zu den PS2 Klassikern. Die Hauptfigur des Spiels weist gewisse Ähnlichkeiten zum jungen Ezio Auditore aus „Assassins Creed II“ auf. Der Prinz ist ebenfalls sehr selbstbewusst und durchaus etwas arrogant – so arrogant, dass er einen fatalen Fehler begeht, der das Königreich seines Vaters ins Unglück stürzt. Während der Plünderung des Palastes eines verfeindeten Königs, dem indischen Maharadscha, kommt der Prinz nämlich in den Besitz des Dolchs der Zeit. Unglücklicherweise aktiviert er dabei auch den Sand der Zeit und verwandelt somit alle um sich herum in Monster. Zu seiner Verteidigung: Der Prinz wurde vom Wesir des indischen Maharadschas manipuliert.

Von den Verwandlungen verschont geblieben sind nur der Prinz selbst, die entführte Tochter des Maharadschas, Prinzessin Farah, und der Wesir, da sich in ihrem Besitz jeweils ein bestimmtes Artefakt befindet. Während unser Protagonist den Dolch der Zeit bei sich trägt, gehört dem Wesir der Stab der Zeit und die Prinzessin besitzt ein Amulett der Zeit. Wie es sich gehört, tun sich der Prinz und die Prinzessin zusammen und versuchen das Geschehene rückgängig zu machen. Romantik in Videospielen funktioniert nicht immer so gut und wirken manchmal sehr forciert – anders in „Prince of Persia: The Sands of Time“. Die Dialoge und Szenen zwischen Farah und dem Prinzen haben uns berührt. Die Handlung des Spiels begeistert insbesondere durch einen passenden Kniff: Zu einem bestimmten Zeitpunkt erfahren wir nämlich, dass alles, was wir bisher erlebt haben, vom Prinzen rückgängig gemacht wurde und er das Geschehene der Prinzessin erzählt.

Resident Evil Code: Veronica X

Die „Resident Evil“-Reihe beinhaltet mittlerweile über 20 Spiele. Storys in denen Zombies umherschlurfen, fallen einfach nicht aus der Mode – weder in Filmen noch in Videospielen. Welcher „Resident Evil“-Teil allerdings die spannendste Handlung erzählt, das ist unter Fans umstritten. Wir sind ja der Meinung, dass „Resident Evil Code: Veronica X“ ein spielbarer Hollywood-Streifen ist. Das Game startet etwa drei Monate nach den Ereignissen von „Resident Evil“ 2 und 3. Claire Redfield sucht nach ihrem verschollenen Bruder Chris, wird dabei jedoch von der Umbrella Corporation entführt und auf eine geheime Forschungseinrichtung nach Rockfort Island gebracht. Sie schafft es zwar, sich aus ihrer Gefangenschaft zu befreien, doch schnell wird klar: Der T-Virus hat die Insel befallen.

Die Story des Spiels leidet leider etwas unter der schrecklichen Synchronisation, aber inhaltlich bringt dieser Teil der Reihe viele Wendungen mit sich: den Kampf zwischen Chris Redfield und Albert Wesker, einen Antagonisten mit dissoziativer Identitätsstörung und den Tod eines Charakters. Technisch war das Spiel auf der PlayStation 2 kein Highlight. Ursprünglich erschien es exklusiv für den Sega Dreamcast. Die PAL-Version bringt zudem schwarze Balken mit sich und nur 50Hertz. Dennoch: Das Game bietet eine der spannendsten Handlungen auf der PS2, die ihr finden könnt.

Final Fantasy X

Wenn es um gute Geschichten in Videospielen geht, dann könnt ihr euch sicher sein, dass ein „Final Fantasy“-Titel mit dabei ist. Da wir von der PlayStation 2 sprechen, muss „Final Fantasy X“ einfach genannt werden. Solche wunderschönen Zwischensequenzen wie dort haben wir auf der PS2 selten gesehen. Die Handlung beginnt damit, dass die Heimatstadt unseres Protagonisten Tidus vom mysteriösen Wesen Sin vernichtet wird. Tidus selbst wird von dem Monster verschlungen und wacht, wie er später erfährt, eintausend Jahre später auf. Da Sin weiterhin sein Unwesen treibt, bricht Tidus zu dem Abenteuer auf, das Monster zu vernichten, und trifft dabei auf Charaktere, die sich in unser Gedächtnis gebrannt haben. Darunter befindet sich auch das Medium Yuna. Zwischen ihr und Tidus entbrennt eine Liebesromanze, die gehörig auf die Tränendrüsen drückt.

Die Handlung des zehnten Teils nimmt mehrere Wendungen, bei denen ihr euch immer wieder an den Kopf fasst und emotional bewegt seid. Was die Geschichte umso immersiver macht, ist die durchdachte und komplexe Welt Spira, in der sie spielt. Hier leben verschiedene Kulturen und Rassen. Neben Menschen trefft ihr auf die Guado, die sich durch ihre langen Finger auszeichnen und etwas an Elfen erinnern. Dann wären da noch die Al Bhed, die sich von normalen Menschen durch ihre spiralförmigen Augen unterscheiden. Etwas ausgefallener sind da die an Löwen erinnernden Ronso oder die froschartigen Hypello. Spiritualität spielt in „Final Fantasy X“ ebenfalls eine große Rolle und macht die Welt Spira aus. Schwärme an Lebensenergie sind immer wieder zu beobachten. Sie stellen im Grunde die Seelen von Verstorbenen dar, die immer wieder von Medien (nein, hier sind nicht die Social Medias oder ähnliches gemeint) gesegnet werden. Passiert das nämliche eine längere Zeit nicht, werden diese Seelen zu Monstern.

Grand Theft Auto: San Andreas

„Ah shit, here we go again.“ Wie oft habt ihr diesen Spruch bereits gehört? Wir bestimmt schon zigmal. Der Grund dafür liegt auf der Hand: „GTA: San Andreas“ bietet eine grandiose Gangster-Story mit kultigen Charakteren, ein Gameplay mit unendlichen Möglichkeiten, in nicht einer, nicht zwei, sondern gleich drei riesigen Metropolen. Das Game kam zwei Jahre nach dem bereits mehr als gelungenem „GTA: Vice City“ zunächst für die PlayStation 2 und etwas später auch für den PC und die Xbox heraus. Als das Spiel am 29. Oktober 2004 für die PS2 erschien, liefen unsere Konsolen richtig heiß. Denn wir konnten uns jedenfalls nicht mehr von der Handlung rundum Carl „CJ“ Johnson losreißen.

CJ kehrt 1992 zurück in seine Heimatstadt Los Santos und findet seine alte Gang in einem desaströsen Zustand wieder. Die Hood ist zerrissen und in den Drogenhandel eingestiegen, wodurch einige Mitglieder selbst zu Junkies geworden sind. Gemeinsam mit seinem Bruder Sean „Sweet“ Johnson versucht CJ, ihre Gang wieder auf Vordermann zu bringen. Dabei wird er jedoch verraten und muss die Stadt erneut verlassen. Über Umwege schafft er es jedoch, wieder Fuß zu fassen und landet zunächst in San Fierro und Las Venturas ehe er nach Los Santos zurückkehrt und sich an den Verrätern rächt. „GTA San Andreas“ schafft es, das Feeling und den Vibe von Filmen einzufangen, die genau in diesem Milieu spielen, wie zum Beispiel „New Jack City“ oder „Training Day“.

Metal Gear Solid 3: Snake Eater

Schmecken Schlangen lecker? Wahrscheinlich nicht. Wer allerdings im Kalten Krieg eine Superwaffe aufhalten kann, der verputzt die Kriechtiere bestimmt zum Frühstück. In „Metal Gear Solid 3: Snake Eater“ übernehmt ihr, anders als in den Vorgängern, nicht die Rolle von Solid Snake, sondern Naked Snake. Der genetische Vater vom bisherigen Protagonisten soll nämlich während des Kalten Kriegs im Jahre 1964 eine nukleare Katastrophe abwenden. Dazu werdet ihr mitten im russischen Gebiet über einem Wald abgeworfen und sollt den Wissenschaftler Sokolov entführen.

Dass „Metal Gear Solid 3: Snake Eater“ eine Geschichte zu erzählen hat, bemerkt man bereits zu Beginn des Spiels. Bevor ihr auch nur einen Finger mit eurem Charakter rühren könnt, setzt euch das Game erst einmal eine etwa halbstündige Cut-Szene vor – kinoreife Leistung! Und das meinen wir wortwörtlich. Die Dramaturgie im Spiel steht einem echten Hollywood-Film in nichts nach. Wenn man bei einem Game fast schon mehr zum Zuschauer wird als zum Spieler, dann könnte das problematisch sein. Aber „Metal Gear Solid 3: Snake Eater“ ist ein Spiel von Hideo Kojima. Wem, wenn nicht ihm, könnte man das verzeihen?

Die PS2 Konsole bietet noch so viele Games mehr, die nicht nur mit Gameplay, sondern vor allem mit einer spannenden Story brillieren. Aber wenn wir noch mehr Videospiele aufzählen, dann sitzt ihr hier fast so lange und lest unsere Auflistung, wie wenn ihr euch die gesamten Zwischensequenzen aus „Metal Gear Solid 3: Snake Eater“ am Stück ansehen würdet. Welche PlayStation 2 Spiele erzählen eurer Meinung nach die besten Geschichten? Schreibt es uns in die Kommentare!

Bild: Konami

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