Mario-Erfinder Shigeru Miyamoto entwickelte in der Produzentenrolle mit seinem Team „Yoshi’s Island“, das offiziell als „Super Mario World 2: Yoshi’s Island“ betitelt ist. In der Story verliert der Storch, der Baby Mario und Baby Luigi bei ihren Eltern abliefern sollte, die beiden Bros: Mario landet auf der Yoshi-Insel und Luigi wird von Kamek entführt. Mit Hilfe der Yoshis wird Mario wieder zu seinem Bruder gebracht. Bis die Brüder aber wieder zusammenfinden, gilt es ein großes Abenteuer zu überstehen.

Schon in „Super Mario World“ war Yoshi ein großer Fanliebling – Grund genug für die Schöpfer, dem grünen Dino ein eigenes Spiel zu widmen. Dabei wollten sie sich bewusst von den bisherigen Mario-Titeln abgrenzen: Das Spieltempo wurde entschleunigt, das Gameplay stärker auf Erkundung statt reines Platforming ausgelegt. Während viele Entwickler der Zeit auf beeindruckende vorgerenderte 3D-Grafiken setzten – wie etwa bei Donkey Kong Country, das ebenfalls von Nintendo veröffentlicht wurde – entschied sich Miyamoto für einen ganz eigenen Stil. Yoshi’s Island sollte aussehen wie ein handgezeichnetes Kinderbuch, mit pastellartigen Farben und einem verspielten Look, der bis heute einzigartig ist.
Auch spielerisch beschritt Yoshi’s Island neue Wege. Viele Levels integrierten ungewöhnliche Mechaniken: Yoshi konnte sich beispielsweise in einen Helikopter, ein U-Boot oder später auch in einen Zug, Maulwurf oder ein Auto verwandeln. Diese Verwandlungen wurden als kleine, spielerische Zwischeneinlagen konzipiert – kleine rasante, verspielte Einlagen innerhalb der Level. eigene für sich stehende Challenges, die aber mit dem übrigen Gameplay verknüpft sind. Das Game wurde bewusst nicht-linear gestaltet: Mit alternativen Pfaden, versteckten Blumen, roten Münzen und Schlüsseln wurde Neugier belohnt – ganz im Gegensatz zum doch eher geradlinigeren Super Mario World. Wobei natürlich auch hier schon mit Secret Exits gearbeitet wurde.
Ein zentrales Spielelement war das Fressen von Gegnern und Verwandeln in Eier, die als Projektile genutzt werden konnten. Um dieses Feature herum wurde das gesamte Spielsystem entwickelt. Das Entwicklerteam testete unzählige Zielsysteme, um die Eierwürfe intuitiv und präzise zu gestalten – bis heute eine der markantesten Mechaniken der Serie. Doch dazu später mehr.

Super Mario Bros. 5
Ursprünglich trug das Spiel den Arbeitstitel „Super Mario Bros. 5“, wurde später jedoch unter dem bekannten anderen Namen veröffentlicht – obwohl es sich spielerisch stark vom Vorgänger unterschied. Hierzu muss man auch wissen, dass „Super Mario World“ in Japan als „Super Mario Bros. 4“ vermarktet wurde. Bei seinem Erscheinen 1995 wurde das Spiel für seinen innovativen Grafikstil, die kreative Spielmechanik und den Mut zur Andersartigkeit hochgelobt. So gab es Bewertungen von bis zu 97%. Viele halten es heute für eines der besten 2D-Jump’n’Runs aller Zeiten. Manche meinen sogar, es sehe eher wie ein Spiel der kommenden PlayStation-Generation aus – ein Kompliment an die visuelle Gestaltung.
Yoshi’s Island etablierte den grünen Saurier endgültig als eigenständigen Charakter im Mario-Universum und legte den Grundstein für eine eigene Subreihe mit Titeln wie „Yoshi’s Story“, „Yoshi’s Woolly World“ und „Yoshi’s Crafted World“. Und übrigens: In „Super Smash Bros.“ wurde Yoshis Zunge auf eine ganz bestimmte Länge festgelegt – sie ist sogar länger als die von Gene Simmons von KISS.

Yoshi: Ein zuverlässiges Reittier
Ihr landet also auf einer Insel voller Yoshis, die sich ohne lange zu zögern um euch kümmern. Bei diesem Spiel ist man mit Yoshi unterwegs und trägt Baby Mario auf den Rücken. Der kleine Saurier kann Eier legen und diese dafür verwenden sie in alle Himmelsrichtungen zu schießen. Aber Achtung: Sobald Yoshi getroffen wird, fällt Mario von seinem Rücken und steigt in einer Blase auf, aus der Yoshi ihn wieder befreien muss. Dabei ertönt ohrenbetäubendes schrilles Babygeschrei. Gelingt es Yoshi nicht ihn in einem Zeitlimit zu erwischen, wird Mario von Bösewichten, genau genommen den „Toadis“, das sind Kameks Schergen, hinfort getragen und ein Leben ist verloren.
Grafisch reist man durch eine bunte Welt, die vor allem an Wachsmalzeichnungen erinnert. Mit Donkey Kong Country zusammen, zählt das Spiel grafisch zu den interessantesten, die es für das SNES gibt. Es gibt die Legende, dass das japanische Nintendo-Team es den englischen Donkey-Kong-Country-Entwicklern von Rare mal so richtig zeigen wollte und ein grafisch kongeniales Spiel programmierten. Hierbei spielt der Zusatzchip FX2 im Modul eine Rolle: Er macht es möglich unter anderem routierende Plattformen faszinierend realistisch darzustellen. Aber auch die Bossfights profitieren von dem Chip.
Hinter der Musik steckt Koji Kondo, der bis dahin auch sämtliche Super-Mario-Bros.-Titel vertonte. Die leicht infantil anmutenden Klänge passen optimal zum grafischen Setting des Spiels: Ohrwurmgefahr. Yoshi’s Island festigte den kleinen Dino als eigenständigen Charakter im Mario-Universum und stellt den Start für ein neues Nintendo-Franchise rund um Yoshi dar. Praktisch jede neue Konsole und jeder Handheld erhielt seinen Teil von Yoshi’s Island. Das Original aber ist unerreicht.
Yoshi’s Island könnt ihr natürlich im Optimalfall immer noch via originaler Hardware spielen. Auch möglich ist es aber, das Spiel bequem auf der Switch über Switch Online zu zocken. Wer das zusätzliche Expansion Pack aboniert hat, erhält außerdem „Yoshi’s Island: Super Mario Advance 3“. Hierbei handelt es sich um den Port für den Game Boy Advance. Die Unterschiede sind marginal. Die Advance-Version bietet sechs zusätzliche Secret-Level. Da die Version für den Handheld ohne eine Hardwareerweiterung mittels des Super FX 2-Chip auskommen muss, sind Grafik und visuelle Effekte etwas schwächer, als bei der Ursprungsversion.
Super FX 2-Chip brilliert
Nintendo hat mit dem Super FX 2-Chip ziemlich begeistert. Der Super FX 2-Chip zeigte, dass das SNES modular erweiterbar war – Nintendo konnte durch Chips auf den Modulen gezielt neue technische Grenzen überschreiten, ohne die Konsole selbst zu ändern.
Im Grunde war der Chip wie ein Mini-Co-Prozessor, der pro Spiel eingebaut wurde – ein recht teures, aber wirkungsvolles Mittel, um die Lebensdauer des SNES zu verlängern. Außer bei „Yoshi’s Island“ kam er lediglich bei „Doom“ und dem PAL-only-Titel „Winter Gold“ zum Einsatz.
Das Spiel wurde häufig produziert, befindet sich auf Platz zehn der meistverkauften SNES-Titel und ist dementsprechend noch recht günstig zu haben. Verkauft wurden rund vier Millionen Exemplare. Für das einzelne Modul zahlt ihr knapp 30 Euro, in OVP gibt es 2025 bereits Angebote um die 50 Euro. Selbstredend spielt der Zustand am Ende eine entscheidende Rolle.
Was bei diesem Titel von Nintendo besonders ins Auge Sticht, ist das kreative Design der Gegner. Die Bossfights sehen oftmals so aus, dass Kamek gewöhnlich Gegner in Riesen verwandelt, die man nun in Yoshi-Manier besiegen muss. Auch findet man sich beispielsweise einmal in dem Bauch eines Frosches wieder. Sensationell auch die Fights gegen Bowser Jr. persönlich. Besonders für letzteren wird ordentlich der legendäre Mode-7-Effekt genutzt und der groß gezauberte Schurke bewegt sich langsam aus der Ferne auf euch zu.
Was die Level betrifft, bietet das Spiel 48 reguläre und 12 Bonuslevel. Die Spielzeit beläuft sich auf etwa neun Stunden: Das ideale Game fürs Wochenende also.
„Yoshi’s Island“ trägt den Beinamen „Super Mario World 2″, jedoch ist davon auszugehen, dass diese Entscheidung vor allem wegen des Marketings rund um das Spiel getroffen wurde. Das Gameplay hat herzlich wenig mit dem SNES-Mario-Titel zu tun und ist absolut originär.

Geniales Eier-Schießen
Besonders die Schussmechanik bei dem Spiel ist beeindruckend. Hierbei wurde geschickt das Problem umgegangen, dass die Steuerungsmöglichkeiten mit dem D-Pad begrenzt waren. Der handgezeichnete Stil der Level kommt in dem Klassiker von Nintendo äußerst gut zur Geltung. Ob man das Original bevorzugt oder die etwas helleren, noch stärker pastelligen Farben auf dem Game Boy Advance bevorzugt ist Geschmackssache.
Wer die Fortsetzungen auf N64, DS, 3DS, Wii U und Switch in einem angemessenen Zustand auf dem Flohmarkt sieht, kann eigentlich bedenkenlos zuschlagen. Sie alle unterscheiden sich zwar qualitativ, ein schlechtes Spiel ist aber nicht dabei. Im Verhältnis zu den anderen Titeln schwächelt vor allem „Yoshi’s Island DS“ etwas, als zweitbester Titel wäre „Yoshi’s Woolly World“ für die Wii U zu nennen.
Wer die frisch geborenen Bros. in einem Abenteuer erleben möchte, sollte sich eine Cartridge, am besten mit zugehöriger OVP zulegen. Der Titel hat längst Kultstatus erreicht und man kann Bowser Jr. nicht oft genug eins auf die Mütze geben – auch noch im Jahr 2025.
Bilder: Nintendo
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