Das neu erschienene Retro-Gamer-Sonderheft „Die 90er Jahre“ ist seit heute offiziell im deutschen Bahnhofsbuchhandel erhältlich und richtet den Blick vollständig auf das revolutionäre Jahrzehnt der Videospielgeschichte. Das fast 200 Seiten starke Magazin versammelt 152 neu verfasste Spieletests, die klassische Titel unter die Lupe nehmen und sie aus heutiger Retro-Perspektive einordnen. Die Redaktion orientiert sich dabei an den Wertungs- und Präsentationsstilen der damaligen Magazine, verbindet diese jedoch mit einer Einschätzung von heute.
Das Sonderheft war zuvor über ein erfolgreiches Vorbesteller- und Crowdfunding-Modell finanziert worden. Unterstützer, die bis Ende November bestellt hatten, erhielten ihre Ausgabe bereits ab dem 5. Dezember per Post. Für alle anderen liegt das Heft seit heute im Handel aus und kann zusätzlich über den Retro-Gamer-Shop auch als PDF erworben werden. Die rein digitale Variante ist für 15,90 Euro zu haben, das Printheft kostet 19,90 Euro. Beides kann auf der Website von Retro Gamer bestellt werden.
Laut Hardy Heßdörfer werden die Bestellexemplare langsam knapp, so jedenfalls berichtet er in seinem Podcast „Nerdwelten“. Der Weg zum Bahnhofskiosk lohnt sich absolut.

So viel guter Inhalt
Die Reviews sind halbseitig, ganzseitig und zweiseitig aufgeteilt. Eines nimmt sogar drei Seiten in Anspruch. Wir haben es mit absoluten Größen des Videospieljournalismus zu tun: Jörg Langer, Michael Hengst, Paul Kautz und und und.
Richtig gelungen ist die Vielfalt an Bewertungen. Beispiel: „Super Mario World“ wurde von der Video Games 1991 mit 94 Prozent bewertet, der Aktuelle Software Markt (ASM) gab 11/12 Punkte und die Total! eine glatte 1. Die heutige Wertung der Retro Gamer liegt bei 90 Prozent. Was die Beurteilungen betrifft, unterlagen sie nicht allein der Expertise und Laune eines einzelnen Redakteurs: Es wurde eine ausgiebige Wertungskonferenz mit dem kompletten Team abgehalten.
Loben muss man auch, dass das Magazin komplett ohne Werbung auskommt. Ein bisschen irritierend ist, dass man auf eine fast komplett schwarze Rückseite blickt. Und Hand aufs Herz: In Sachen Covergestaltung wäre noch Luft nach oben gewesen. Ein wenig generisch wirken die Bildchen zu prominenten Titeln der 90er. Dass das Magazin als solches recht technokratisch, man könnte auch sagen übersichtlich, aufgebaut ist, ist aber wiederum positiv.
Wer denkt, man habe es bei dem Magazin um ein reines Lobesfeuerwerk alter Zeiten zu tun, der irrt. Einige Spiele, die einst gar nicht mal schlecht davongekommen sind, wurden mit heutigen Augen recht negativ bewertet. „X-Wing“ wäre so ein Kandidat.
Wir sind begeistert vom Sonderheft und hoffen, dass die Tradition eines solchen Kloppers zumindest einmal im Jahr fortgesetzt werden kann. Gerade zu Dezember passend: Es ist eben auch eine schöne Geschenkidee.
Bild: Julian Gerhard
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