Beat-’em-Ups der alten Schule sind auf dem Vormarsch: „Shredders Revenge“, „MARVEL Cosmic Invasion“ oder „Power Rangers: Rita’s Rewind“ sind moderne Beispiele für Beat-’em-Ups im Retro-Stil, die viele Nostalgiker, aber auch ein modernes Publikum abholen. Hamster Corporation hat tief gegraben und einen Prügler von 1991 hervorgeholt, der tatsächlich Historie hat.
Vier junge Kampfkünstler – Schüler eines alten Meisters – brechen auf, nachdem ihr Lehrer ermordet und mystische Kampfschriften sowie seine Tochter entführt wurden. Angetrieben von Rache und dem Wunsch, das Mädchen zu retten, kämpfen sie sich durch die Straßen und Verstecke einer kriminellen Organisation, um die gestohlenen Schriftrollen zurückzuholen und den Tod ihres Meisters zu rächen.
Bevor wir ins Gameplay einsteigen, eine kleine Kritik an Hamster Corporation: Die Präsentation dieses, aber auch ihrer anderen Arcade-Archives-Titel ist sehr technokratisch. Das mag Geschmackssache sein, jedoch spürt man keinen „Wir sind stolz, dieses Spiel präsentieren zu dürfen“-Vibe. Ein bisschen mehr Leben, ein paar persönliche Akzente in den Menüs würden dem Ganzen guttun.
Die Bossfights sind manchmal schwer abzuschätzen: Nachdem sich die Energieleiste geleert hat, füllt sie sich plötzlich wieder für eine weitere Phase. Besonders das letzte Level ist eine Zumutung: Auf einem einzelnen Bildschirm kämpft man in einer Art Boss-Rush gegen unzählige Gegner. Selbst mit einem gewechselten 20-Mark-Schein voller frischer Münzen wäre dieses Chaos nur schwer am Automaten zu überstehen gewesen. Zum Glück reicht ein Tippen auf die L-Taste, um neue Credits zu erhalten. Es ist schwer vorstellbar, dass damals viele den Abspann in den Arcades dieser Welt zu Gesicht bekommen haben.
Eine kleine Skurrilität: Der berühmte Halb-Vampir Blade erscheint als Gegner und sieht täuschend echt nach Wesley Snipes aus. Da der erste Film jedoch 1998 erschien, ist es purer Zufall – oder vielleicht eine Anspielung auf das ältere Comic. Das scharfe Schwert ist jedenfalls auch am Start. Man muss nicht alles wissen, der Gegnertyp kommt jedenfalls cool.
Der Abspann ist schön gestaltet: Die Credits werden mit Bildern der Kämpfer untermalt, und man kann sich in einen weltweiten Highscore eintragen – was gerade nicht möglich war, da meine Switch nicht online war, als ich „Karate Blazers“ unterwegs gespielt habe.
Kind seiner Zeit
„Karate Blazers“, einst entwickelt von Video System Co., Ltd., ist ein typisches Produkt seiner Arcade-Ära: schnell, unkompliziert und voll powervoller Synth-E-Gitarren. Positiv fällt das hohe Actiontempo und die direkte Steuerung auf. Schläge haben Wucht, Gegner fliegen über den Bildschirm, und besonders im Mehrspielermodus entfaltet der Titel wohl seinen chaotischen Charme. Leider hatten wir nicht die Chance, diesen Modus, der bis zu vier Spieler möglich ist, zu testen.
Das Leveldesign wiederholt sich allerdings ziemlich schnell, identische Gegnertypen erscheinen noch und nöcher. Die Story wirkt wie ein Klischee-Baukasten aus Entführung, Rache und geheimen Schriftrollen – funktional, aber doch etwas uninspiriert.
Trotzdem besitzt das Spiel eine gewisse nostalgische Anziehungskraft: Simpel, aber ehrlich. Für Fans schneller Arcade-Action ist „Karate Blazers“ ein kurzweiliger Spaß und ein solides Relikt seiner Zeit. Hätte man nicht so mit der Anzahl der Gegner übertrieben und hätte man dem Spieler noch ein bisschen mehr Vielfalt in Sachen Moves gegönnt, wäre die Bewertung ein ganzes Stück besser ausgefallen.
Das Spiel ist für 7,99 € für Switch und PS4 erhältlich.
Bild: Hamster Corporation
The good
- Weitgehend schicke Grafik
- Kulturhistorisch interessant
The bad
- Sehr repetitiv
- Übertriebene Gegnerzahlen


















