Beat ’em ups erleben derzeit einen zweiten Frühling: „Streets of Rage 4“, „Teenage Mutant Ninja Turtles: Shredder’s Revenge“ oder „Mighty Morphin Power Rangers: Rita’s Rewind“ sind nur einige Perlen, die es da zu nennen gilt. Zwei der Titel stammen vom Publisher Dotemu, der nun ein weiteres Game aus diesem Genre rausgehauen hat – nach „Teenage Mutant Ninja Turtles“ erneut mit einer starken Lizenz im Rücken: „Marvel Cosmic Invasion“. Entwickler Tribute Games hat auch hier wieder voll in die Retro-Kiste gegriffen. Da ist es nur selbstverständlich, dass ich einen Blick reinwage.

Pixel-Art statt 3D-Modelle, 90er-Jahre-Comic-Beat’em-up-Charme und unzählige plumpe, aber dennoch coole Sprüche: „Marvel Cosmic Invasion“ geht komplett auf Nostalgie. Allerdings muss es sich unweigerlich mit seinem Quasi-Vorgänger „Shredder’s Revenge“ vergleichen lassen. Da das ein Brett war, dürfte es für das neue Spiel von Tribute Games nicht ganz so einfach werden. Das Spiel ist seit dem 01. Dezember 2025 für PC, Nintendo Switch, Nintendo Switch 2, PlayStation 4, PlayStation 5 und Xbox Series X/S erhältlich. Ich verrate euch, wie kosmisch-gut es geworden ist.

Superhelden vs. Böse

Im Marvel-Universum gibt es einige Antagonisten, die mehr als nur Schurken sind. Sie sind kosmische Bedrohungen. Die meisten von euch dürften da beispielsweise schon Thanos kennen oder vielleicht ist euch auch Galactus ein Begriff. Etwas weniger bekannt ist da schon Annihilus. Wie der Name schon verrät, führt dieser nichts Gutes im Schilde. Er startet eine riesige Invasion mit seiner Armee voller parasitären Käfer, die gerne die Kontrolle von anderen übernehmen. Das Ziel von Annihilus? Nichts weniger als die Unterwerfung des gesamten Universums.

Zwischensequenz in Marvel Cosmic Invasion
Die vielseitige Charakterauswahl vereint ikonische Marvel-Helden und weniger bekannte Fan-Favoriten.

Klar, dass da unsere Marvel-Helden was dagegen haben. Diverse Charaktere schließen sich zusammen, um dem Einhalt zu gewähren. Dabei sind sowohl klassische Erden-Helden wie Spider-Man oder Wolverine, als auch kosmische Figuren wie Silver Surfer oder Beta Ray Bill. Letzterer zeigt übrigens, wie vielseitig die Charakter-Auswahl in „Marvel Cosmic Invasion“ ist. Statt auf ausschließlich altbekannte Gesichter zu setzen, hat sich Tribute Games auch für etwas ungewöhnlichere Figuren entschieden, die nicht unbedingt jeder kennt. Mit insgesamt 15 spielbaren Charakteren, bietet euch das Spiel zudem mehr Auswahl als beispielsweise „Shredder’s Revenge“. Allerdings muss man sagen, dass die Handlung im Game maximal als simpler Rahmen dient. Die Story ist sehr geradlinig und die Dialoge sind oberflächlich. Erwartet hier also keine Überraschungen oder komplexe Wendungen.

Hauptsache Spaß

Wenn die Story also kein Kaufargument ist, dann muss selbstverständlich das Gameplay überzeugen. Insgesamt bietet „Marvel Cosmic Invasion“ auch genau das, was wir uns wünschen – mit ein paar Abzügen in der B-Note. Das Positive zuerst: Wer auf der Suche nach Koop-Games ist, der ist bei „Marvel Cosmic Invasion“ genau richtig. Gerade hier entfaltet das Spiel seine Stärke. Zusammen mit Freunden fühlt sich das Gameplay am besten an, auch wenn es auf dem Bildschirm oft chaotisch wird. Das Besondere: Jeder Spieler übernimmt die Kontrolle von gleich zwei Helden. In summa summarum können somit bis zu acht Helden ins Level geschickt werden. Das Tag-Team-System bietet zudem gute Kombinationsmöglichkeiten und ermöglicht unterschiedliche Spielstile. Wirklich komplex wird das Gameplay allerdings nicht. Ihr habt einen Hauptangriff, der bei wiederholtem Drücken ein Paar Kombis raushaut, einen Spezial-Angriff, der bei jedem Helden anders ausfällt und einen ultimativen Angriff, der den meisten Schaden verursacht. Für Spieler, die mehr Komplexität suchen, bietet „Marvel Cosmic Invasion“ nur begrenzte Innovation. Viele Mechaniken sind klassisch, ohne große Weiterentwicklungen.

Phoenix Ultra-Attacke in Marvel Cosmic Invasion
Die ultimativen Angriffe verwandeln das gesamte Schlachtfeld in ein spektakuläres Effektfeuerwerk.

Immerhin können sich die Charaktere weiterentwickeln, dank Levelaufstieg. Unser größter Kritikpunkt ist allerdings die Abwechslung. Zum einen ist die Kampagne recht kurz. Ein vollständiger Durchgang dauert nur einige Stunden. Zwar bietet jedes Level Herausforderungen, die es zu meistern gilt und ihr könnt Charakter-Farben, Musik und Akten freischalten, aber da die Level mitunter etwas eintönig und repetitiv wirken, fesselt das Game nicht allzu lange. Auch die Gegner wiederholen sich häufig. Somit bleibt der Wiederspielwert außerhalb des Mehrspieler-Modus relativ begrenzt.

Pixelhelden

Dennoch: Trotz der genannten Mängel muss eines wieder besonders positiv hervorgehoben werden. Ich rede natürlich von der Pixel-Grafik. Tribute Games präsentiert uns wieder die volle Bandbreite an liebevoll gezeichneten Sprite-Animationen, einer schönen Comic-Ästhetik und spektakulären Spezialattacken. Meiner Meinung nach fängt das Game das Gefühl früher Marvel-Spiele und klassischer Beat ’em ups hervorragend ein. Auch audiovisuell muss sich „Marvel Cosmic Invasion“ nicht verstecken. Die englische Sprachausgabe ist mehr als gelungen und passt gut zu den einzelnen Helden. Wie gesagt, nur an Abwechslung mangelt es schlicht.

Captain America in Marvel Cosmic Invasion
Die detailverliebte Pixel-Optik bringt jede Umgebung und jede Animation mit farbenprächtiger Retro-Ästhetik zum Leben.

Unterm Strich ist „Marvel Cosmic Invasion“ ein nostalgischer Liebesbrief an die Beat’em-up-Ära der 90er – voller Charme, cooler Retro-Outfits und herrlich animierter Pixelhelden. Das Spiel weiß genau, was es sein will, und liefert in seinen stärksten Momenten spaßige Koop-Action und flotte Kombos. Fans klassischer Arcade-Prügler dürften sofort abgeholt sein. Gleichzeitig muss man aber akzeptieren, dass die simple Story, die kurze Kampagne und die mangelnde Abwechslung dafür sorgen, dass die kosmische Invasion nur von kurzer Dauer ist. An „Shredder’s Revenge“ kommt es nicht ganz ran. Wer jedoch Lust auf unkomplizierte Prügelkost, Marvel-Flair und ein paar Stunden gepflegten Koop-Wahnsinn hat, findet hier ein charmantes, wenn auch nicht übermäßig umfangreiches Retro-Vergnügen.

Aussehen19 / 20
Soundtrack16 / 20
Spielspaß18 / 20
Story12 / 20
Umfang14 / 20

The good

  • Fantastische Pixel-Optik mit liebevollen Sprite-Animationen und starkem Retro-Charme.
  • Spaßiges Koop-Gameplay, das besonders im Team richtig aufblüht.
  • Vielfältige Charakterauswahl mit bekannten und ungewöhnlicheren Marvel-Helden.

The bad

  • Kurze und wenig abwechslungsreiche Kampagne, inklusive unspektakulärer Level und repetitiver Gegner.
  • Sehr einfache Story mit oberflächlichen Dialogen und geringer dramaturgischer Tiefe.

Bilder: Dotemu, Retro Gaming Crew

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