Handhelds gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Die US-Firma ModRetro platziert nun ein neues Nobelmodell auf dem Markt: Den Chromatic. Was dieses stark am Game Boy Color orientierte Gerät alles kann, erfahrt ihr in unserem Review.

Bisher heißt der Platzhirsch unter den modernen hochqualitativen Retro-Handhelds Analogue Pocket. Dieser Game-Boy-Verschnitt punktet in vielen Bereichen und er liest standardmäßig Games für Game Boy, Game Boy Color und Game Boy Advance. Außerdem kann man durch verschiedene Adapter auch Cartridges anderer Mobilsysteme wie Game Gear auf ihm spielen.

Der Chromatic unterstützt lediglich die klassischen Game-Boy- und Game-Boy-Color-Spiele: Aber wie er das macht! Kristallklare Auflösung, ausgeglichener Sound und absolute Robustheit durch ein metallenes Gehäuse.

Richtig gut ist auch, dass ModRetro nicht irgendeinen Titel als Pack-In-Game beigelegt hat, sondern eine eigene Tetris-Variante. Das weckt wahrlich Erinnerungen an das Jahr 1990, als der Game Boy unter etlichen Tannenbäumen als Geschenk verpackt lag – mit dabei: Tetris.

Ihr könnt den neuen Handheld in zwei Ausführungen erhalten: Einmal mit dem durchaus stabilen Gorilla-Glas-Display (219,99 Euro) oder mit dem ultra-robusten Saphir-Bildschirm. Zu Saphir muss man wissen, dass es ein künstlich hergestelltes Glas ist, das in Sachen Stabilität nur noch vom Diamanten übertroffen wird. Preislich liegt dieses Modell bei 329,99 Euro.

Der Chromatic kommt ohne jeden Schnickschnack daher und konzentriert sich auf seine Kernfeatures: Gute Handhabung, bei maximaler Stabilität und Spielwiedergabe.

Limitierung kann sein Gutes haben

Das Gerät läuft tatsächlich mit den klassischen AA-Batterien, welche auch der Packung beiliegen – drei Stück werden benötigt. Hier werden einige die Nase rümpfen, ein wieder aufladbarer Akku ist schließlich sehr viel bequemer und vermeintlich umweltfreundlicher. Jedoch sollte nicht übersehen werden, dass der Chromatic praktisch für die Ewigkeit gebaut wurde. Aufladbare Akkus sterben irgendwann. Können sie nicht oder nur sehr mühsam und kostspielig ausgetauscht werden, landet der komplette Handheld schnell im Müll. Anders beim Chromatic, denn dieser will mit der Lifetime eines klassischen Game Boys mithalten können und das ist ein großartiger Ansatz. Wer möchte, kann sich auch ein Akku-Pack bestellen und den Chromatic über einen USB-C-Anschluss aufladen. Eine dritte Option ist schlichtweg wiederaufladbare Batterien zu verwenden.

Was der Chromatic noch bietet, ist ein Klinke-Anschluss für Kopfhörer. Was Lautsprecher betrifft, wurde ein Speaker am unteren Rand des Geräts verbaut. Hier ist durchaus Kritik angebracht, denn schnell wird der Speaker mit der unteren Hand zugehalten, was die Audioqualität stark beeinflusst. Eigentlich auch schade, dass man sich für ein Mono-System entschieden hat. Durchaus hätte ein weiterer Speaker Platz gefunden, so dass man, wenn auch nur eingeschränkt, Ton in Stereo hätte erleben können.

Bunte Farbpracht

Wir erinnern uns gern zurück, als der Game Boy in einer farbigen Special Edition erschien: Rot, Gelb, Blau und sogar Transparent war das Gerät plötzlich zu haben. Ähnlich verhielt es sich mit dem Game Boy Color, der in fünf markanten Farbtönen in die Läden kam und etwas später um das sehr beliebte Atomic Purple erweitert wurde.

ModRetro geht farblich einen ganz eigenen Weg, was wir durchaus schätzen.

Folgende Farben sind erhältlich:

·  Inferno – ein leuchtendes Orange-Rot

·  Leaf – klassisches Grün

·  Bubblegum – zartes Rosa

·  Volt – kräftiges Gelb

·  Wave – helles Blau

·  Midnight – Schwarz-Grau

Außerdem, erst seit Kurzem verfügbar:

· Cloud – Ein Weiß mit lila Akzenten

Ganz und gar analoges Feeling

Die Anordnung der Tasten gleicht dem Game Boy eins zu eins. Eine kleine Zusatztaste unter dem Lautstärkerad führt einen in ein Einstellungsmenü für Bildschirmdarstellung, Tastenbelegung und Co.

Was einem direkt auffällt, ist, dass die Tasten deutlich mehr Geräusche machen, als die bei einem regulären Game Boy. Diese „Clickyness“ ist definitiv Geschmackssache und erinnert an die Controller vom Neo Geo – nicht das Schlechteste, wenn ihr uns fragt.

Präzision

Mit dem Chromatic habt ihr praktisch, im Gegensatz zu anderen Handhelds, die Spiele nur emulieren, keinerlei Delay. Ihr habt die Möglichkeit eure Cartridges über die USB-C-Schnittstelle zu updaten: äußerst praktisch, wenn ein Game doch einmal mit Bugs ausgeliefert wurde. Die Schnittstelle ermöglicht es euch außerdem das Bild für Streaming abzugreifen.

Des Weiteren gibt es eine Dialog-Kabel-Schnittstelle. Auch an den Multiplayer-Aspekt wurde also gedacht. Passende Kabel könnt ihr für knapp 15 Euro bei ModRetro bestellen.

Was ist unter der Haube?

Eine Auflösung von 160 × 144 Pixeln – klassisch wie beim Game Boy/Color. Die Auflösung ist also absolut auf die des Game Boy/Color angepasst. Da die Emulation auf FPGA-Basis funktioniert, sind die technischen Daten weitgehend identisch mit denen eines Game Boy Color.

Unsere abschließenden Gedanken

Besser kann eine Hommage an den originalen Game Boy Color kaum sein. Nicht nur, dass man das Gerät mit entsprechender Hintergrundbeleuchtung nachgeahmt hat: Man hat das Original hier auch schlichtweg übertroffen. Die Entscheidung ein Gerät zu realisieren, das auf Originaltreue setzt und nicht auf ROM-Simulation via Micro-SD ist ungeheuer erfrischend. Bleibt die Frage, ob der Chromatic den Analogue Pocket schlägt. Wir finden, dass die beiden Handhelds wunderbar nebeneinander funktionieren und nicht in unmittelbarer Konkurrenz zueinanderstehen.

Auf den ersten Blick bietet der Chromatic vielleicht weniger als der Analogue oder ein Emulations-Handheld. Auf den zweiten Blick erkennt man aber, dass die Verliebtheit in Sachen Originaltreue von ModRetro ein unschlagbarer Wert ist.

Dass das Unternehmen auch noch neue Spiele auf Cartridge veröffentlicht (Wicket Plague) oder Klassiker wiederveröffentlicht (Sabrina: Zapped!) unterstreicht die Qualität und das ganzheitliche Denken von ModRetro.

Bilder: Julian Gerhard

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