Die Konsolen-Umsetzung des Disney-Kinofilms „Aladdin“ war 1992 eine große Nummer und für unseren Autor die erste eigene Konsolenerfahrung überhaupt. Fast 30 Jahre später sieht das Spiel unverändert gut aus, ist allerdings ein wenig zu kurz geraten.
Mitte der 90er Jahre hatten abendfüllende Zeichentrickfilme aus dem Hause Walt Disney noch einen anderen Stellenwert als heutzutage. Mit viel Tamtam kam einmal im Jahr eine große Produktion in die Kinos und die musste man – generationsübergreifend – gesehen haben. So auch „Aladdin“ von 1992. Die spielbare Umsetzung für Sega Mega Drive war für mich persönlich die erste eigene Konsolenerfahrung.
Optik und Soundtrack sind überragend
Fast 30 Jahre später wundere ich mich, wie gut das Spiel rein optisch gealtert ist. Was die Grafik angeht, hat der Virgin Interactive-Titel natürlich den Vorteil, dass lediglich ein Trickfilm-Design adaptiert werden muss. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass dieses Spiel einfach richtig schön aussieht. Hinzu kommt die musikalische Untermalung mit den Themen aus dem tollen Original-Soundtrack des Films.
Lässt man sich voll darauf ein, so merkt man wieder, was einen als Kind eigentlich an Videospielen so fasziniert hat. „Aladdin“ war ja schon im Kino ein verfilmtes Jump‘n‘Run-Spiel, das einen 8-Jährigen zwei Stunden lang mitfiebern ließ. Die Möglichkeit, nun selbst in die Action einzugreifen und den Protagonisten von Fahnenmast zu Wäscheleine und wieder zurück hangeln zu lassen, war schlichtweg faszinierend.
Man merkt heute noch, welch hohe Priorität die Disney-Abteilung für den Entwickler gehabt haben muss, denn es scheint eine Menge Aufwand in das Spiel geflossen zu sein. Neben der Optik begeistert vor allem die Levelgestaltung, die eigentlich kaum eine langweilige Sekunde aufkommen lässt. Auch gibt es zahllose Details zu entdecken. Dass Aladdin anfängt, gelangweilt mit einem Apfel zu spielen, wenn man ihn ein paar Sekunden nicht bewegt, macht mich jedes Mal aufs Neue glücklich.
Leider nur 10 Level und plötzlich ist Schluss
Das bringt uns zum Gameplay: In allen Leveln spielen wir Aladdin und müssen Parcours überwinden und Gegner aus dem Weg räumen. Wir können mit Aladdin springen, einen Säbelstreich vollführen oder Gegner mit Äpfeln abwerfen. Diese müssen wir während der Jump-Action fleißig einsammeln. Leider können wir den zweiten großen Hauptcharakter des Films – Dschinni – nicht selbst spielen. Das wäre aber auch schwer, schließlich hat dieser als wünscheerfüllender Flaschengeist ja quasi unbegrenzte Kräfte.
Allerdings kommt auch hier die Kreativität und Detailversessenheit der Entwickler ins Spiel, denn Dschinni wurde an zahlreichen Stellen des Spiels in verschiedener Funktion doch noch eingebaut. Mit Aladdins Äffchen Abu dürfen wir einige witzige Bonuslevels spielen und selbst der fliegende Teppich kommt hin und wieder zum Einsatz, um uns zu transportieren.
Das Level „Rug Ride“ verbringen wir komplett auf dem Vorleger. Dieses ist das einzige, das sich komplett von den anderen Levels unterscheidet und leider ist es auch das schwächste. Hier geht es lediglich darum, schnell auf Richtungspfeile zu reagieren, um Geröllbrocken auszuweichen. Am anderen Ende der Skala steht das Level in der Wunderlampe, das ohne Gegner auskommt, aber einfach völlig abgepfiffen und lustig ist.
Wenn wir über Level sprechen, dann bringt uns das auch zum Schwachpunkt des Games: Zehn Level sind einfach zu wenig. Wir hatten das gar nicht mehr so auf dem Schirm und waren beim Retrozocken einigermaßen erstaunt, als wir nach geschätzten 90 Minuten plötzlich durch waren. Ob die fehlenden Speicherpunkte da einen Ausgleich schaffen sollten, damit man das Spiel nicht zu schnell schafft? Das wäre eine fragwürdige Strategie. Das Level „The Escape“ ist hektisch und hat einige Passagen, an denen man einfach öfter mal in die Lava fällt. Hat man dann keine Leben und keine „Continues“ mehr, so muss man wieder komplett von vorne anfangen. Als Gamer, der die heutigen Verhältnisse mit großen Spielwelten und ausreichend Speicherpunkten gewohnt ist, kann da schon mal Frust aufkommen.
Auch die wenigen „Bosskämpfe“ sind eigentlich nicht der Rede wert. Hat man einmal den Mechanismus herausgefunden, wie die Endgegner zu knacken sind, dann braucht es eigentlich nur noch ein wenig Geduld und die Sache läuft. Diese kurze Meckereinlage soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir hier eine echte Perle des Retro-Gamings haben. „Disney’s Aladdin“ ist derart liebevoll gestaltet, dass hier nur eine Spielempfehlung stehen kann.
The good
- Mein erster Wunsch: Verpasse mir eine wunderschöne Grafik!
- Mein zweiter Wunsch: Verwende den originalen Kino-Soundtrack
- Mein dritter Wunsch: Rette den coolen, leicht verrückten Humor aus dem Kinofilm in das Spiel hinüber!
The bad
- Der Umfang ist der klare Schwachpunkt. Das Spiel ist einfach viel zu kurz.
- Sämtliche Gegner sind kein wirkliches Problem und im Nu weggeputzt.