Die „Wonder Boy“-Spielereihe hat eine bewegte Vergangenheit und sich von einem Arcade-Hit bis hin zu einem Action-Adventure auf den Sega-Konsolen gemausert. Nun veröffentlicht ININ Games  die „Wonder Boy Collection“, die vier Klassiker zurück auf die große Bühne bringt. Wir konnten bereits vorab einen Blick auf die Collection werfen. So viel sei dazu gesagt: Wir hatten jede Menge Spaß, die Klassiker erneut zu spielen!

Die „Wonder Boy Collection“ bietet euch einen Querschnitt der 35-jährigen Spielgeschichte der Spieleserie. Angefangen mit den Arcade-Hits „Wonder Boy“ und „Wonder Boy in Monster Land“ aus den 80ern bis hin zum eher Action-Adventure-lastigen „Wonder Boy in Monster World“ und „Monster World IV“ aus den 90ern. Einen kleinen Einblick in die Spiele gibt euch der folgende Trailer:

Das alte Arcade-Feeling ist wieder da

In „Wonder Boy“ übernimmt man die Rolle von Tom-Tom, der, bekleidet mit einem Lendenschurz und ausgestattet mit bewundernswerten Sprungkünsten, seine Freundin Tanya aus den Klauen des Monsters Drancon befreien muss. In zahlreichen Leveln hüpft ihr durch Dschungel, Meere und Höhlen, um am Ende eure Freundin wieder in den Armen zu halten. Natürlich ist das nicht ganz so einfach. Ihr müsst auf eurem Weg Früchte einsammeln, Gegner mit Steinzeit-Wurfäxten bewerfen und in den passenden Momenten über rollende Steine oder ähnliche Hindernisse springen.

In der Neuauflage fällt vor allem eins auf: Es fühlt sich einfach wie früher an! Das Gameplay und vor allem die Steuerung sind wie im Original. Gerade die Steuerung hat es uns beim Spielen sehr angetan, da sie sehr präzise auf alle Eingaben reagiert und diese auch ohne Verzögerung ausführt. Aber auch das Gameplay ist ein absolutes Highlight – es macht einfach Spaß, mit Tom-Tom auf seinem Skateboard durch den Dschungel zu rasen und dabei via Drive-By die kleinen roten Schlangen aus dem Leben zu boxen. Auch der Soundtrack ist genial und gibt dem Spiel den letzten Schliff für ein gelungenes Comeback. Fans, die wie wir das große Glück hatten, das Spiel in der Arcade spielen zu können, werden ihre wahre Freude haben.

Tom-Tom flitzt mit dem Skateboard durch den Dschungel und sammelt sich seinen Obstsalat zusammen.

Stilbruch im zweiten Teil – eine gute Entscheidung!

Elf Jahre nach den Ereignissen aus „Wonder Boy“ muss unser strahlender Held Tom-Tom seinen Lendenschurz an den Nagel hängen und zur Rüstung greifen. In „Wonder Boy in Mosterland“ wird seine Heimat nämlich von einem Drachen samt Monster-Armee bedroht. Unser Held sieht es als seine Pflicht an, dem geschuppten Anführer gehörig die Suppe zu versalzen. In zahlreichen Leveln, die nun statt eines Dschungels einen mittelalterlichen Touch bekommen haben, stellt ihr euch nach und nach eure Ausrüstung zusammen, um den Drachen in seine Schranken zu weisen.

Statt wie im ersten Teil ein Jump & Run, erwartet euch im zweiten Teil der Reihe ein waschechtes Action-Adventure. Dieser Stilbruch mag einigen sauer aufgestoßen sein, aber es war damals genau richtig, das Genre zu wechseln, denn das macht die „Wonder Boy“-Reihe heute so einzigartig. Der zweite Teil ist auch wieder in der Arcade-Fassung in der Collection enthalten. Auch hier ist die Steuerung sehr präzise und das Gameplay wurde hervorragend umgesetzt. Unser Highlight sind die tollen Dialoge mit den Bewohnern, die euch zahlreiche Tipps und Tricks, aber auch Ausrüstungsgegenstände verkaufen. Alles in allem ebenfalls ein gelungenes Comeback.

Toller Soundtrack erinnert an durchzockte Nächte am Sega

Die einst friedliche Monster World wird von einer Monster-Armee angegriffen. Der neue Held Shion macht sich auf, um den fiesen Truppen Einhalt zu gebieten. Auf seiner Suche rettet er vier Geister namens Priscilla, Hotta, Shabo und Lotta, die ihm bei seiner Mission tatkräftig unterstützen.

Im fünften Teil der Reihe liegt der Fokus noch stärker auf Rollenspiel-Elementen. So könnt ihr Shion mit zahlreichen Waffen und Rüstungen ausrüsten, Tränke nutzen und ein eigenes Magiesystem gibt es auch. Für uns ist „Wonder Boy in Monster World“ das stärkste Spiel der Collection, denn es vereint die Arcade-Games aus den 80ern mit den doch etwas moderneren Ansätzen der 90er Jahre-Sega-Spiele. Schade ist es nur, dass wir statt Tom-Tom einen neuen Protagonisten spielen. Wie auch bei den anderen Spielen der Collection ist die Steuerung wieder sehr präzise und auch das Gameplay ist wie im Original von 1991 geblieben. Soundtrack-mäßig legt der fünfte Teil nochmal eine Schippe obendrauf. Komponist Shinichi Sakamoto liefert ein richtiges Brett ab, besonders der Beach Stage-Soundtrack hat sofort wieder Erinnerungen an durchzockte Nächte am Sega geweckt.

Nicht mehr Wonder Boy und doch wiedererkannt

1994 erschien der letzte Teil der originalen „Wonder Boy“-Reihe, allerdings brach man mit den Traditionen und das Spiel wurde nicht unter „Wonder Boy“ gelabelt, sondern bekam den Namen „Monster World IV“. Das lag wohl zum Großteil auch an der neuen Protagonistin Asha, die ja nun mal kein Junge ist. Mit Asha müsst ihr vier Geister beschützen, die von einigen Magiern bedroht werden. Wie in den vorherigen Teilen müsst ihr euch zahlreichen Feinden stellen, um am Ende die Welt zusammen mit den Geistern vor dem Unheil zu bewahren.

Auch wenn das Spiel anders benannt wurde, hat es den Geist, der hinter der „Wonder Boy“-Reihe steht, behalten. Es handelt sich wie bei seinen Vorgängern um ein gelungenes Adventure. Auch Story-technisch legt das Spiel nochmal eine Schippe drauf. Leider ist es für uns trotzdem das schlechteste Spiel der Collection, weil die Nostalgie-Vibes, die wir bei den anderen drei Spielen gespürt haben, nicht so durchkommen. Fairerweise sei gesagt: Das könnte auch daran liegen, dass wir den Klassiker damals nicht spielen konnten, da er exklusiv in Japan erschienen ist.

Grafik, Menüführung und technische Spielereien

Natürlich – wie soll es auch anders sein – gehören zu einer Retro-Collection auch einige Verbesserungen. Bleiben wir zunächst beim Thema Grafik: Hier hat ININ Games ein wenig Hand angelegt und die Spiele an moderne Konsolen angepasst. Neben der verbesserten Grafik könnt ihr in allen Spielen in den Optionen zahlreiche grafische Veränderungen durchführen.

Auflösung:

  • Vollbild (nicht zu empfehlen, da das Bild sehr stark gezerrt wird)
  • 4:3 DAR (Standard-Einstellung / empfehlenswert)
  • Perfekt (entspricht dem Original)
  • Perfekt >1 (nicht zu empfehlen, da die Auflösung schon zu klein ist)

Je nachdem, welche Auflösung ihr wählt, habt ihr auf eurem Bildschirm eine Umrandung, die die Protagonisten der vier Spiele zeigt.

Skalierung:

  • Stark
  • Vollbild (Standard-Einstellung / sehr zu empfehlen)
  • Razor

Zusätzlich gibt es in den Grafik-Optionen noch die Möglichkeit, einen CRT-Shader zu aktivieren. Diesen könnt ihr individuell an eure Gewohnheiten anpassen. Was uns auch zum nächsten Punkt bringt – der Menüführung. Diese ist total einfach aufgebaut und leicht zu bedienen. Alle Optionen sind selbsterklärend und gut strukturiert.

Shion muss sich zahlreichen Gefahren, wie nett dreinblickenden Pilzmonstern, stellen.

Eine Retro-Collection kommt auch nicht ohne technische Spielereien und Quality of Live-Features aus. Hier haben die Entwickler ganz nette Sachen ins Spiel implementiert.

  • Spielverlauf-Option: Hier könnt ihr Schwierigkeitsgrad und Startbedingungen wie Leben und Spezialwaffen einstellen.
  • Steuerung: In dieser Option könnt ihr die Steuerung konfigurieren und diese an euren Spielstil anpassen.
  • Rückspulfunktion: Ihr seid in einen Abgrund herunter gefallen? Dann spult doch einfach ein kurzes Stück zurück und versucht es nochmal. Genau dieses Feature hätte man sich schon damals in einigen Titeln gewünscht. In den Retro-Collections sind sie heute schon fast Standard. Das Interessante an der „Wonder Boy Collection“: Hier könnt ihr in den Optionen noch die Rückspulgeschwindigkeit festlegen.
  • Speichern: Früher war das Speichern gar nicht so leicht. Wir können uns noch an Zeiten erinnern, in denen wir unsere Eltern fragen mussten, ob wir die Konsole über Nacht anlassen dürfen, damit wir am nächsten Tag mangels einer Speicherfunktion weiterspielen konnten. Heutzutage ist es normal, sein Spiel jederzeit oder an bestimmten Checkpoints abspeichern zu können. Dieses Feature haben die Entwickler nun auch für alle Spiele der Collection eingeführt.
  • Spiele-Galerie: Als kleines Highlight könnt ihr euch in einer Galerie verschiedene Konzeptzeichnungen, Cover und Portraits der Protagonisten anschauen.

Tom-Tom feiert ein würdiges Comeback

Die „Wonder Boy Collection“ ist eine kleine Wundertüte, die mich beim Öffnen sehr überrascht hat. Damals haben wir sie auf dem Sega rauf und runter gespielt. Wie das immer so ist, vergisst man natürlich auch einige Titel irgendwann wieder und sie verstauben im Regal. Die „Wonder Boy Collection“ ermöglicht es uns jetzt, diese großartige Spielereihe erneut zu entdecken und wie damals war ich sofort wieder hin und weg und auf Highscore-Jagd. Mir haben vor allem die verschiedenen grafischen Möglichkeiten der Collection gefallen und einige Quality of Live-Features, wie das Speichern, sind auch ganz nett. Hinzu kommen dann noch die verschiedenen Anpassungsmöglichkeiten für die Steuerung und Spielverlauf-Optionen wie Startleben und Spezialwaffen. Alles in allem ist die Collection eine gelungenes Retro-Revival, das vor allem Fan-Herzen höherschlagen lässt.

Bild: ININ Games

Aussehen20 / 20
Soundtrack18 / 20
Spielspaß20 / 20
Story16 / 20
Umfang16 / 20

The good

  • Original-Story in verbesserter Grafik mit vielen Grafikanpassungen
  • Tolle Quality of Live-Features wie Speicherfunktionen, Anpassungen der Spielbedingungen
  • Original-Soundtrack, der pure Nostalgiegefühle weckt

The bad

  • Vier Spiele, die aufgrund ihres Alters recht schnell durchgespielt sind
  • Die Stories der einzelnen Spiele sind sich zu ähnlich und leider aus dem großen Fantasy-Topf der Standard-Plots gezogen
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