Die eigentliche Geburtsstunde der Videospiele liegt zwar nicht in den 70er Jahren, denn diese fand 1961 mit Steve Russells „Spacewar!“ statt. In den 60er Jahren waren aber nur wenige Menschen in der Lage, die Spiele auch tatsächlich zu spielen. Schließlich waren die damaligen Computer enorm teuer. In den 70ern wurde dann aber der Grundstein für die große Ära der Computer- und Videospiele gelegt. Wir haben uns diese Ära etwas genauer angesehen und nehmen euch mit auf eine Reise zu den Anfängen der Videospielindustrie.

Eine Vision, aber unterschiedliche Herangehensweisen

Auch wenn in den 50er und 60er Jahren im Videospielbereich erste Erfolge zu verzeichnen waren, konnten sie sich erst in 70er Jahren durchsetzen. Das Stichwort hier ganz klar: Massentauglichkeit. Zuvor waren nur wenige Menschen in der Lage, das neue Medium Computer zu nutzen. So waren es zu dieser Zeit vor allem Studenten, die an den Universitäten diesen Luxus hatten. Doch das sollte sich Anfang der 70er Jahre ändern, denn hier schufen zwei Visionäre den Grundstein für Heimcomputer, Spielkonsolen und natürlich auch für die Videospielindustrie selbst. Die beiden Visionäre waren Atari-Gründer Nolan Bushnell, der 1972 mit dem virtuellen Tennis-Spiel „Pong“ eines der ersten kommerziellen Spiele entwickelte, und Ralph Baer, der mit dem Magnavox Odyssey die erste Konsole auf den Markt gebracht hat.

  • Atari-Gründer Nolan Bushnell: Der Gründer von Atari kam zum ersten Mal während seines Informatik-Studiums in Berührung mit Computerspielen. Er war damals ein großer Fan von Steve Russells „Spacewar!“, das dieser für den DEC PDP-1, einen der ersten Minicomputer der damaligen Zeit, entwickelt hat. Bereits damals wollte er das Spiel als Automatenversion umsetzen, deswegen produzierte er einen der ersten Arcade-Automaten namens „Computer Space“. Doch verkaufte sich der Automat nicht gut, denn viele potentielle Kunden konnten aufgrund der Komplexität und wenigen Erfahrungen mit Videospielen nicht viel mit dem Gerät anfangen.  Allerdings ließ ihn die Idee niemals ganz in Ruhe und er setzte diese nach der Gründung von Atari 1972 direkt um. Er ließ vom Atari-Mitbegründer Allan Alcorn ein simples Reaktionsspiel programmieren. Der Name des Spiels war „Pong“ und wir wetten, dass es fast jeder von euch bereits gespielt hat.

Diesmal beschränkte sich Bushnell darauf, ein simples Spiel zu erschaffen, das jeder Spieler spielen konnte und landete damit einen Volltreffer. „Pong“ war so einfach, im Grunde stellt es ein klassisches Tischtennis-Match vereinfacht dar. Die beiden Spieler wurden dargestellt durch zwei Balken (auch Paddle genannt), ein schlichtes Spielfeld, das durch eine gestrichelte Linie begrenzt wurde und einen viereckigen Ball, der von den Spielern hin und her gespielt werden konnte. Punkte gab es für denjenigen, der den Ball an dem gegnerischen Paddle vorbeischießen konnte. Auch wenn es bereits Games gab, gilt das Spiel heute als Urvater aller Computerspiele. Doch sollte sich später herausstellen, dass das Spielprinzip abgekupfert wurde, und zwar von Magnavox. Atari bezahlte für die weite Nutzung der Patent-Rechte 700.000 US-Dollar, denn mit bereits 8.000 verkauften Münzautomaten lohnte sich dies definitiv für Atari.

  • Ralph Baer: Der Entwickler Ralph Baer gilt ebenfalls als „Vater der Videospiele“ und als ein Eckpfeiler der Videospielindustrie. Doch statt des ersten Spiels hat er den Grundpfeiler für die heutigen Heimkonsolen gelegt. 1966 entwickelte er einen Prototypen der ersten Spielkonsole namens „Brown Box“. Diese konnte an einen handelsüblichen Fernseher angeschlossen werden und hatte zwei Spiele an Bord – ein Verfolgungs- und ein Tennisspiel. Im Frühjahr 1972 gelang ihm der Durchbruch. Mit dem Magnavox Odyssey stellte er die erste kommerzielle Spielkonsole vor. Während der Präsentation konnte man eine Runde Tennis spielen. Dieses Tennis-Spiel ist auch jenes gewesen, das Bushnell zu „Pong“ inspiriert hat. Baers Konsole verkaufte sich damals eher schleppend, da sie recht simpel produziert wurde und daher auch kaum Leistung bot. Es war lediglich möglich, grobe Schwarzweißbilder abzubilden und eine Soundausgabe fehlte komplett. Mit gerade mal 350.000 verkauften Geräten wurde die Konsole im Frühjahr 1975 zugunsten der Nachfolgemodelle Odyssey 100 und Odyssey 200 eingestellt. Dennoch gilt die Spielkonsole als revolutionär und hat Geschichte geschrieben.

Beliebte Heimkonsolen und Heimcomputer der 70er Jahre

Natürlich entwickelten sich in den 70er Jahren die Konsolen, Spiele und auch Heimcomputer weiter. Dank neuer Technik konnten auch komplexere Spiele mit besserer Grafik und Ton-Ausgabe entwickelt werden. Die zu der Zeit wichtigsten Konsolen / Computer waren:

Heimkonsolen:

  • Magnavox Odyssey (1972)
  • Zanussi Ping-O-Tronic (1974)
  • TV Tennis Electrotennis (1975)
  • Atari Home Pong (1975)
  • Coleco Telstar (1976)
  • RCA Studio II (1977)
  • Bally Astrocade (1977)
  • Nintendo Color TV-Game (1977)
  • Atari 2600 (1977)
  • APF M1000 (1978)
  • Interton VC4000 (1978)
  • Philips G7000 (1978)
  • Intellivision (1979)

Computer:

  • Apple II (1977)
  • Tandy TRS-80 Model1 (1977)
  • Commodore PET 2001 (1977)
  • Atari 400 (1979)

Mit dem Microvision von Milton Bradley wurde auch eine der ersten Handheld-Konsolen der 70er Jahre veröffentlicht. Natürlich begann am Ende der 70er Jahre auch die goldene Ära der Arcade-Spiele – was noch mehr dazu beigetragen hat, dass der Videospielboom in den 80er Jahren und bis Anfang der 90er angehalten hat, wenn nicht sogar noch größer geworden ist. Wenn ihr mehr zur golden Ära der Arcade-Spiele erfahren wollt, dann schaut euch doch das folgende YouTube-Video an, denn hier gehen wir näher auf die Zeit ein und erklären, welch großen Einfluss die Arcade-Automaten auf die Spieleindustrie hatten.

Spiele, die ein Jahrzehnt prägten

Auch wenn die Auswahl der Spiele damals überschaubar war, gab es doch das ein oder andere Spiel, das heute als AAA-Titel genannt werden würde. Die folgenden Spiele sind damals bei vielen Spielern sehr beliebt gewesen und haben ein Jahrzehnt geprägt:

  • Computer Space (1971): „Computer Space“ wurde damals als Arcade-Automat von Nolan Bushnell entwickelt. Es basiert auf dem ersten Videospiel der Welt, „Spacewar!“, das von Steve Russell bereits in den 60ern entwickelt wurde.
  • Pong (1971): „Pong“ wurde ebenfalls von Nolan Bushnell in Auftrag gegeben. Verantwortlich für die Entwicklung des heute als „Urvater aller Videospiele“ bekannten Spiels war Allan Alcorn.
  • dnd (1974): „dnd“ oder auch als „The Game of Dungeons“ bekannt, ist das älteste erhaltene Rollenspiel und wurde von Gary Whisenhunt und Ray Wood an der Universität von Illinois mit einem Computer-Lern-Programm namens Plato entwickelt.
  • Tank (1974): „Tank“ ist das erste Spiel, das als Rom umgesetzt wurde. Zunächst wurde es als Arcade-Spiel entwickelt, später dann aber für alle wichtigen 70er Jahre-Konsolen portiert.
  • Maze War (1974): „Maze War“ war der erste First-Person-Shooter der Welt und wurde von Macromind 1986 für den Apple Macintosh erstmal kommerziell vermarktet.
  • Gun Fight (1975): „Gun Fight“ wurde von Midway als Arcade-Automat entwickelt. Es war das erste Spiel, das Mikroprozessoren verwendet hat.
  • Adventure (1976): Wie der Name schon sagt, ist „Adventure“ das erste textbasierte Adventure gewesen und hat mit seinem Namen das Genre geprägt.
  • Night Driver (1976): 3D-Spiele gab es auch schon vor den 90ern. „Night Driver“ ist die allererste 3D-Rennsimulation der Welt.
  • Empire (1977): „Empire“ ist das erste Mehrspieler-Runden-Strategiespiel und basiert im Grunde auf dem Brettspiel „Risiko“ und dem Film „Luftschlacht über England“. 
  • Space Invaders (1978): Mit „Space Invaders“ hat die goldene Ära der Arcade-Spiele begonnen.
  • Asteroids (1979): „Asteroids“ ist das bekannteste und auch erfolgreichste Vektor-Grafik-basierte Spiel, das zunächst nur als Arcade-Automat veröffentlicht wurde. Es gehört neben „Space Invaders“, „Asteroids“, „Lunar Lander“, „Centipede“, „Pac-Man“, „Missile Command“ und natürlich „Donkey Kong“ zu den bekanntesten Arcade-Games der Welt.
  • Galaxian (1979): „Galaxian“ war das erste Arcade-Spiel, das RGB-Farbgrafiken genutzt hat. Zudem hat es das bereits beliebte Gameplay von „Space Invaders“ erweitert.
  • Star Raiders (1979): „Star Raiders“ ist eines der ersten Spiele, die für den Atari400 und das 800er-Modell veröffentlicht wurden.

Viele der Spiele, Konsolen und auch Computer der 70er Jahre haben den Grundstein für heute erfolgreiche Spiele-Franchises, für Gaming-optimierte Computer und auch den Konsolenmarkt gelegt. So konnten große Namen wie Sega mit dem Sega Mega Drive und Spielreihen wie zum Beispiel „Sonic the Hedgehog“, Nintendo mit dem NES und natürlich mit Mario und Co. sich Ende der 80er bzw. Anfang der 90er am Konsolenmarkt stark etablieren. Ohne die revolutionären Ideen der Erfinder, Spielentwickler und natürlich auch die Investitionen verschiedener Publisher, wäre dies wohl alles nicht möglich gewesen.

Welche Konsole, Spiele oder Heimcomputer aus den 70ern habt ihr in eurer Sammlung? Welches Spiel aus den 70er Jahren spielt ihr auch heute noch gerne? Schreibt es uns in die Kommentare!

Bild: Atari /Evan Amos (Wikipedia)/ Taito

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