Die Winter Consumer Electronics Show 1982 war der Startschuss für einen der legendärsten Heimcomputer der 80er Jahre. Die Rede ist natürlich vom Commodore 64 – oder auch liebevoll als Brotkasten in der Retroszene bekannt. Im Laufe der Jahre sind so einige Spiele für den Computer entstanden, einige davon sind mittlerweile sogar selbst Kult geworden. Ich habe meine Top 5 der besten C64-Spiele für euch zusammengestellt und erkläre, warum man die Klassiker unbedingt gespielt haben muss.

Auch wenn die Spiele im Vordergrund stehen, ist der Commodore 64 selbst auch ein Kultobjekt, über das man Romane schreiben könnte. Dem 8 Bit Heimcomputer mit dem 64 KB Arbeitsspeicher haben wir aber auch einiges zu verdanken, denn abseits der Spiele konnte man auch wunderbar auf ihm programmieren und so war der Spielcomputer auch für Software Entwickler sehr interessant. Technisch gesehen haut er einen heutzutage nicht aus den Latschen, aber für damalige Verhältnisse war da schon ordentlich was unter der Haube. So waren ein MOS 6510/8500 Prozessor (1,023 MHZ NTSC-Version / 0,985 MHz PAL-Version), 64 KB RAM und eine VIC II (320 × 200, 16 Farben, Sprites) als Grafikkarte verbaut. Da zu dieser Zeit keine Massenspeicher in den Heimcomputern verbaut worden sind, konnten Programme sowie Spiele über ein externes Kassettenlaufwerk, auch Datasette genannt, das 5¼″-Diskettenlaufwerk VC1541 und über ein Steckmodul (Cartridge) gespielt werden.

Eine riesige Auswahl

Da er so beliebt war bzw. auch heute noch ist, bietet der C64 eine Menge Spiele, darunter natürlich auch einige richtige Highlights. Ich habe tief in den Schubladen meiner Kindheit gestöbert und meine Top 5 C64-Spiele zusammengestellt, die auch zu unterschiedlichen Zeiten und zum Teil vor meiner Geburt veröffentlicht wurden. So findet ihr unter anderem Klassiker von 1985, 1987, 1990 und 1991 in meiner Liste. Bei der Auswahl der Spiele lag vor allem eins für mich im Fokus: Der Spielspaß. Deswegen dürfte hier auch der ein oder andere Titel auftauchen, den ihr nicht in jeder Top-Liste finden werdet. 

5: Maniac Mansion

Das Spiel, das für mich das Genre des Point and Click-Adventures attraktiv gemacht hat, war das von Lucas Film Games entwickelte „Maniac Mansion“, denn 1987 wurde unter anderem auf dem C64, dem Apple II, dem Atari ST, dem Amiga, auf dem NES und für MS-DOS ein wichtiger Meilenstein des Genres gelegt. Ich bin mir nicht sicher, ob wir ohne „Maniac Mansion“ Titel wie „Baphomets Fluch“, „Monkey Island“ oder „Grim Fandango“ in ihrer heutigen Form hätten genießen können.

Die Story ist recht schnell erzählt: Sandy, die Freundin von Dave (einem der Protagonisten), wurde von Dr. Fred entführt, der die junge Frau für seine Experimente missbrauchen will. Der Doktor wiederum ist aber nicht Herr seiner Sinne, sondern wird von der Strahlung eines Meteors beeinflusst. Als Spieler übernimmt man die Kontrolle über Dave und zwei seiner Freunde, die zusammen in das Haus des Professors eindringen, um Sandy zu retten. Ok, den tollsten Plot hat das Spiel nun nicht, aber es kommt auch gar nicht so sehr auf die Story an, denn „Maniac Mansion“ konnte damals vor allem mit seinen verschiedenen Problemlösungsmöglichkeiten überzeugen. Jeder der sechs möglichen Charaktere hat andere Fähigkeiten, sodass man gewisse Hindernisse nicht immer gleich überwinden kann. Die verschiedenen Kombinationen der einzelnen Team-Mitglieder erhöhen den Wiederspielwert von „Maniac Mansion“ erheblich. Hinzu kommt, dass das Spiel recht intuitiv ist und man, ohne ständig in die Anleitung schauen zu müssen, spielen konnte. Das intuitive Bedienkonzept des Spiels verhalf dem Point and Click-Adventure-Genre dann 1987 endgültig zum Durchbruch.

4: The Teenage Mutant Ninja Turtles – The Coin-Op!

Leonardo, Michelangelo, Donatello und Raphael durften auf dem C64 erst recht spät die Klingen mit Shredder und seinen Schergen kreuzen, denn das Spiel erschien erst 1990 für den C64 und wurde von der Arcade-Version, die Konami auf den Markt gebracht hat, von Probe Software Ltd. für den Brotkasten portiert. „The Teenage Mutant Ninja Turtles – The Coin-Op!“ ist ein klassischer Mix aus Sidescroller-Beat’em Up mit Jump ´n´ Run Passagen.

Im Spiel übernehmt ihr die Kontrolle über einen der vier Turtles: 

  • Leonardo (blaues Bandana): Der Anführer der Truppe kämpft mit zwei Katana-Schwertern.
  • Donatello (violettes Bandana): Kämpft mit dem Bō und ist der Techi der Turtles.
  • Raphael (rotes Bandana): Kämpft mit zwei Sai. Er klopft gerne Sprüche und ist für einige der besten Oneliner der Turtles verantwortlich.
  • Michelangelo (oranges Bandana): Kämpft mit zwei Nunchaku. „Mikey“ ist der Spaßvogel der Turtles, er nimmt das Ninja-Dasein als große Party wahr.

Natürlich sind auch Meister Splinter und April O’Neil mit von der Partie, wenn die Turtles Rocksteady, Bebop, Baxter Stockman, Lieutenant Granitor, General Traag, Tora, Krang und natürlich Shredder ordentlich die Hölle heiß machen. Als großer Turtles-Fan war „The Teenage Mutant Ninja Turtles – The Coin-Op!“ für mich ein absolutes Highlight auf dem C64. So habe ich gefühlt Stunden damit verbracht, die Foot-Ninjas mit Leonardo quer durch Manhattan zu prügeln. Aber das, was mich und bestimmt auch manch anderen an den Bildschirm gefesselt hat, sind die doch recht schweren Bosskämpfe. Einmal die Bossmechanik verschlafen oder ein wenig zu spät reagiert, dann konnte man eigentlich direkt von vorne anfangen. Auch die Grafik konnte damals begeistern, denn die Helden waren durchaus erkennbar und die Details im Hintergrund haben extrem gut zur Atmosphäre beigetragen.

Wenn ihr die C64 Version von „The Teenage Mutant Ninja Turtles – The Coin-Op!“ noch nicht gespielt haben solltet, dann solltet ihr das unbedingt nachholen. 

3. Elite

Der Weltraum, Raumschiffe und Science-Fiction-Games haben Spieler in den 80ern und 90ern magisch angezogen. Mit verantwortlich für den Hype waren Filme wie „Star Wars“, Serien wie „Star Trek“ oder die Anime-Serie von „Captain Future“. Der Weltraum-Simulator „Elite“ nimmt in den ganzen Space-Spielen aber einen Sonderstatus ein, denn das Science-Fiction-Computerspiel von Ian Bell und David Braben versetzte bei seiner Veröffentlichung 1984 Spieler sowie Fachpresse ins Staunen. Das lag vor allem an seiner Vektor-Grafik und natürlich an einer der ersten „Open Worlds“. Das Spiel hatte kein definiertes Ziel und auch kein definiertes Ende – für die damalige Zeit ein absolutes Highlight.

Als Spieler übernahm man die Kontrolle über Commander Jameson, der in insgesamt acht Galaxien eine Mission zu erfüllen hatte, nämlich seine eigene Karriere als Raumfahrer voranzutreiben. Dazu konnte man in den einzelnen Galaxien verschiedene Aufträge annehmen, die vom einfachen „Bringe Fracht von A nach B“ bis hin zu Piratenüberfällen reichten. So steuerte man sein Raumschiff durch die Galaxis, betrieb Handel und, naja, führte wie in jedem guten Rollenspiel Konversationen mit Händlern, Raumstationen oder Auftraggebern. Mit dem aus den Aufträgen oder Handel erworbenen Credits konnte man sich dann neue Ausrüstung für sein Schiff besorgen, um den zahlreichen Feinden, wie z.B. den thargoidischen Invasoren, die Stirn bieten zu können. „Elite“ war mit seinem Spielprinzip für viele heutige Weltraum-Simulationsspiele eine Inspiration und hat mit „Elite Dangerous“ sogar einen modernen Nachfolger bekommen.

Einen Einblick in die Weltraum-Simulation von 1984 gibt euch das folgende LongPlay-Video:

2. Turrican II The Final Fight

Knallharte Run and Gun-Action aus der Feder von Rainbow Arts bzw. dem berühmten Entwickler Studio Factor 5. Die Rede ist natürlich von „Turrican“ – genauer gesagt vom zweiten Teil der Reihe. In „Turrican II The Final Fight“ geht die Geschichte des namenlosen Helden aus dem ersten Teil der Videospielreihe weiter. Nun hat der Gute auch einen Namen bekommen und so übernimmt man als Spieler die Rolle des älter gewordenen Bren McGuire, der mit seiner Mannschaft und dem Raumschiff „Avalon I“ unterwegs zum Rand der Galaxie ist. Dort wird das Schiff dann von einem Schlachtkreuzer angegriffen und die Mannschaft bis auf McGuire getötet. Dieser schwört den Angreifern Rache und schlüpft dafür in einen der Turrican-Kampfanzüge. Wie im Vorgänger tötet man in den verschiedenen Levels des Spiels die zahlreichen Angreifer, um später den Oberbösewicht auszuschalten.

„Turrican: The Final Fight“ führt den Vorgänger sowohl Story- als auch Gameplay-technisch hervorragend fort. Für die C64-Version sind die Entwickler von Rainbow Arts verantwortlich, doch für die meisten dürften die Entwickler von Factor 5 eher ein Begriff sein. Factor 5 ist für die Entwicklung der Amiga-Version zuständig, die sogar noch vor der Commodore-64-Version erschienen ist. Wir konnten auf der Gamescom 2022 mit den Entwicklern von Factor 5 sprechen und bekamen auch einen Einblick in ihr neustes Projekt. Denn die „Turrican“-Reihe wurde in speziellen Collections für die Nintendo Switch neuaufgelegt.

Einen Einblick in „Turrican II The Final Fight“ gibt euch das folgende LongPlay-Video:

1. The Great Giana Sisters

Wer sich damals kein NES leisten konnte, musste auf die legendären ersten Abenteuer des Klempners verzichten. Doch während die „Super Mario“-Reihe unverzichtbarer Teil der Mainstream-Populärkultur wurde, konnten die beiden Schwestern Gianna und Maria bei Videospiele-Liebhabern absoluten Kultstatus erreichen. Denn mit „The Great Giana Sisters“, das 1987 von Time Warp Productions für den C64 veröffentlicht und von Rainbow Arts in Deutschland vertrieben wurde, erschien ein Jump ´n´ Run, das dem Spiel von „Big N“ ordentlich Konkurrenz machen konnte. Das lag vor allem daran, dass das Spiel „Super Mario Bros.“ sehr ähnelte – sogar so sehr, dass Nintendo mit rechtlichen Schritten drohte. Zu einem Rechtsstreit kam es wohl nie, doch das außergerichtlich erwirkte Verbot des Spiels kurbelte den Schwarzmarkt mit Raubkopien ordentlich an und verhalf dem Spiel zu ebenjenem Kultstatus, den es auch heute noch innehat. Natürlich haben die Originalspiele, die es damals noch in den Verkauf geschafft haben (vor allem die Amiga Version), heutzutage hohen Sammlerwert.

Auch wenn Nintendo definitiv damit Recht hat, dass es nah an „Super Mario Bros.“ war, ist das Spiel dennoch extrem gut. Als Spieler schlüpft man in die Rolle der kleinen Giana, die sich in 32 Dungeons ihren Albträumen stellen muss. So hüpft man durch die Level, sammelt Powerups und Kristalle ein. Natürlich muss man dabei zahlreichen Gegnern ausweichen oder diese durch Drauf-Hüpfen zerstören. Wenn man alle Level geschafft hat, wird man von der größeren Schwester Maria geweckt. Die große Schwester war in dem später hinzugefügten Multiplayer-Modus ebenfalls spielbar.

Im folgenden LongPlay-Video könnt ihr euch selbst eine Meinung darüber bilden, ob „The Great Giana Sisters“ wirklich ein „Mario“-Klon ist:

Das sind unsere Top 5! Welche Commodore 64 Titel würden in eurer Top 5 landen? Welche Erinnerung verbindet ihr mit dem C64? Schreibt uns eure Lieblingstitel und Anekdoten in die Kommentare!

Bild: Adobestock (dannyburn) / Lucasfilm Games / Probe Software Ltd. / Firebird Software / Rainbow Arts / Factor 5 / Time Warp Productions

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