Eine Open-World in Retro besitzt immer einen besonderen Charakter. Mit begrenzten, technischen Ressourcen haben Entwickler unter anderem auf der Playstation einige Videospiele aus diesem Genre kreiert, die vom Storytelling her nicht geradlinig funktionieren. Im Gegenteil: Hier können die Gamer die Story auf ihre eigene Art erkunden.

Viele Open-World-Spiele hat es auf der Playstation oder auch dem Nintendo 64 oder gar älteren Konsolen nicht gegeben. Umso wichtiger, dass Zocker die wahren Perlen aus diesem Bereich kennen. Heute wollen wir uns drei solchen Klassikern widmen, die Retro-Gamer definitiv auf ihrem Radar haben sollten.

„Urban Chaos“: Interessantes Gameplay in einer offenen Welt

Ein erstes Open-World-Abenteuer, das zugleich eines meiner Favoriten für die Playstation 1 ist, heißt „Urban Chaos“. Mit einem Release im Jahre 1999 gehört der Titel für die PS1 zu den Klassikern, die quasi kurz vor dem Start der Konsole der nächsten Generation erschienen sind. Vielleicht hat das dazu beigetragen, dass die Richtung auch dieses Spiels eben stärker in eine offenere Gameplay-Welt driftete.

In „Urban Chaos“ begeben wir uns mithilfe von unserem Controller an die Seite der Polizistin D’Arci Stern und ihrem Kompagnon Roper auf Jagd nach Gangstern und teilweise übernatürlichen, religiösen Bösewichten. Alles wird spannend in eine Story eingehaucht, bei der es sogar eine politische Verschwörung gibt. Das ist der Stoff, aus dem Retro-Träume gemacht sind. Das Spiel ist dabei eher ein Adventure-Shooter, der durch Elemente einer offenen Welt, die Grenzen dieses Genres aufreißt.

Besonders spannend ist dabei der genauer gesagt eigentlich eher halb-offene Charakter der Spielewelt. Als Spieler haben wir zunächst die Auswahl, welches Level wir spielen wollen. Wobei sich die eigentliche Hauptstory in chronologischen, festen Leveln abspielt. Innerhalb dieser Level können wir uns jedoch in einem größeren Teil der Stadt jeweils frei bewegen und uns auf die Suche nach Lösungen für das Hauptziel begeben. Oder spannende Neben-Quests lösen, die uns Boni oder bessere Waffen bringen.

„Urban Chaos“ hat mich insbesondere deshalb überzeugt, da das Setting der Stadt dem Charme einer kriminellen Großstadt entspricht. Als Spieler tauchen wir tief in die Story, in die Abgründe und teilweise im wahrsten Sinne des Wortes in die letzten Hinterhöfe von Union City ein. Alles, damit wir unserem Ruf als gute Polizistin und Heldin gerecht werden. Selbst Details wie wehende Blätter, umherfliegende Cola-Dosen oder umwerfbare Mülleimer stimmen. Die Welt setzt auf Tristesse, kaputte Fenster an den Häusern oder eben auch Großstadt-typische (und häufig bekletterbare Gebäude). Aber auf eine charmante, beinahe romantische Art und Weise innerhalb des Spiels.

Wer auf ein Adventure-Shooter im Bereich Open-World oder zumindest Semi-Open-World steht, der kommt auf der PS1 nicht an „Urban Chaos“ vorbei. Abgerundet wird der stimmige Gesamtmix durch witzige Dialoge zwischen der frechen Polizistin D’Arci und den Bösewichten in Wortgefechten vor dem Kampf. Aber auch mit ihren Verbündeten oder selbst mit den Einwohnern von Union City kommt es zu unterhaltsamen Gesprächen. Legendärer Ausruf einzelner Einwohner: „I bin a Bayer“… was auch immer das im Kontext einer US-amerikanischen Großstadt bedeuten soll.

„GTA 2“: Open-World von oben

Für mich ist „Grand Theft Auto 2“ (GTA2 2) der Beweis dafür, dass ein gutes, weitläufiges und vollständiges Open-World-Abenteuer auch auf der Playstation 1 möglich gewesen ist. Rockstar hat damals vermutlich aus Gründen der Einfachheit und begrenzter, technischer Ressourcen auf die Vogelperspektive gesetzt. Auch wenn das im Jahre 2023 ein wenig merkwürdig wirkt: Es verleiht dem Game seinen Kult-Charakter.

„GTA 2“ besitzt eine Grafik, die einem pixeligen Comic-Stil gleicht. Aber auch dadurch gelingt es dem Spiel, eine witzige Gangster-Geschichte zu erzählen. In drei verschiedenen Städten müssen wir jeweils zu Ruhm, Macht, Ansehen und vor allem zu Geld kommen. Wobei sich die Spieler bis heute fragen dürften: Warum verliert der unbekannte spielbare Gangster eigentlich jedes Mal all sein Cash, wenn er in eine neue Spielwelt hinübertritt?

Aber zurück zum eigentlichen Thema und dem Gaming. In „GTA 2“ können wir die Open-World erkunden und uns je nach Gusto der Story widmen. Oder aber auch vollkommen andere Pfade bestreiten. Theoretisch ist es auch möglich, durch das Überfahren von Passanten genügend Geld einzusammeln, um eine Stadt abzuschließen. Oder mithilfe eines Panzers, der in jeder Welt auffindbar ist, für Aufruhr zu sorgen. Für jeden entstandenen Schaden und jeden Toten werden wir (warum auch immer) schließlich bezahlt.

Herausstechend ist für mich, dass die Entwickler von „GTA 2“ nicht auf eine maximal gute Grafik gesetzt haben. Der Fun-Faktor beim Gameplay basiert primär darauf, dass sich der Spieler frei entwickeln und entfalten kann. Wir können Missionen machen, müssen es aber nicht. Wir können theoretisch auch einfach Autos klauen, Fahndungslevel-Sterne sammeln und uns in sonstiger Weise mit der Polizei oder rivalisierenden Banden messen. Oder versuchen, die verrücktesten Waffen ausfindig zu machen. Wer erinnert sich nicht gerne an die Elektroschocker-Pistole oder den Flammenwerfer, mit dem man die ahnungslosen NPCs regelrecht grillen konnte?

Trotz oder gerade aufgrund der Vogelperspektive überzeugt „GTA 2“ mit einem Open-World-Charme auf der ersten Konsole aus dem Hause Playstation, der zur damaligen Zeit eher selten gewesen ist. Gerade der freie und nicht geradlinige Storyaufbau ist rund um den Release im Jahre 1999 noch eine Seltenheit gewesen. Zumal die Spielwelt wirklich alles andere als klein gewesen ist.

„Saga Frontier 2“: Open-World auf der PS1

Sagt dir „Saga Frontier 2“ etwas? Falls nicht: Das Game ist im März des Jahres 2000 und somit als wirklich später Titel in der PAL-Version erschienen. Für heute relevant: Meiner Meinung nach ein Geheimtipp, wenn es um Open-World-Klassiker für die Playstation 1 geht. Es handelt sich hierbei um ein Rollenspiel-Adventure-Game. Wobei es auch mehrere Aspekte gibt, die ein Retro-Gamer-Herz höherschlagen lassen.

„Saga Frontier 2“ überzeugt einerseits mit einer speziellen, aber interessanten Grafik. Das gesamte Leveldesign sieht aus, als hätte jemand die Spielwelt mit Pastellfarben handgezeichnet. Darin bewegen sich die im Comic-Stil gehaltenen Helden, sowie weitere NPCs. Alles in allem: Eine quietschig-süße Spielwelt, in die man als Retro-Zocker versinken kann. Durch das Adventure-Setting bekommen wir als Spieler Entdecker-Flair. Wobei es auch bei diesem Retro-Game einige Grenzen gibt.

Durch die frühe Adaption auf der PS1 und die eher weitläufige Spielwelt ist das Kampf-System vergleichsweise lahm. Im rundenbasierten Modell kämpfen wir gegen Gegner. Soweit nicht unüblich bei Adventure-Spielen. Aber es fühlt sich im Jahre 2023 trotzdem so an, als müsste das aufgrund begrenzter Ressourcen so sein.

Dennoch gibt es in der Welt von „Saga Frontier 2“ so viel zu entdecken, dass Retro-Freunde im Zweifel über das rundenbasierte Kampfsystem hinwegschauen sollten. Die Main-Story bietet über 30 Stunden Spielspaß. Durch Side-Quests können Zocker gut und gerne auch 70 Stunden oder mehr mit dem Erkunden der Ebenen von Sandail verbringen. Die Open-World mit einem außerordentlichen Level-Design führt dazu, dass wir als Spieler vollkommen in dem Spiel versinken. „Saga Frontier 2“ zeigt, dass die Playstation 1 wirklich so manche spannende Open-Worlds zu bieten hat.

Wie siehst du das, habe ich einen Open-World-Retro-Klassiker auf der PS1 vergessen und was ist für dich der Reiz beim Gaming eines Open-World-Klassikers?

Bild: Rockstar Games

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