Emulatoren kennt wohl jeder Retro-Spieler auf der Welt – sei es, dass man selbst damit in Berührung gekommen ist oder nur von Freunden gehört hat, dass es sie gibt. Doch was macht eigentlich ein Emulator? Dieser Frage gehen wir auf den Grund.

Zum ersten Mal wurden Emulatoren 1962 von IBM eingesetzt. In einem Test wollten sie mit einem (Prozessor-)Emulator feststellen, ob die neuen Systeme mit den alten kompatibel sind. Der Test gelang und man veröffentlichte 1965 die System-360-Linie, die dank des 7070 Emulators auch die Verwendung von älteren Programmen ermöglichte. Im Gaming-Sektor griff man erst viel später zu Emulatoren-Lösungen. Vorreiter hier, wer hätte es auch anders erwartet, war Atari, die beim Verkauf des Atari ST, der ja 16-Bit-Spiele abspielen konnte, den passenden 8-Bit-Software-Emulator namens CP/M-Z80 mitlieferten. Grund war, dass man so den Spielern den Umstieg auf die 16-Bit-Konsole schmackhafter machen wollte, da man mit dem Atari ST auch in der Lage war, die älteren 8-Bit-Klassiker problemlos zu spielen. Mit dem MegaDrive erschien dann 1994 die erste reine Software-Emulation der gleichnamigen Konsole. Doch der Emulator floppte auf ganzer Linie, da er nur „Sonic The Hedgehog“ – und den auch mehr schlecht als recht – emulieren konnte. Nachdem der Entwickler den Quellcode verloren hatte, wurde er auch nicht mehr weiterentwickelt. Im selben Jahr veröffentlichte der Entwickler Chris George einen funktionsfähigen SNES-Emulator namens VSMC.

Nachahmung erwünscht

Das Wort Emulator leitet sich vom lateinischen Wort „aemulari“ ab, was „nachahmen“ bedeutet. Doch was wird hier eigentlich nachgeahmt? Generell ahmt ein Emulator alle Funktionen der Original-Hardware bzw. -Software nach. So ermöglicht Emulatoren-Software es z.B., das leicht veränderte Betriebssystem von alten Konsolen nachzubilden und mit diesem sowie der passenden Schnittstelle (Cartridge-Leser) die alten Klassiker auch auf einem neuen PC mit wesentlich mehr Leistung oder mittlerweile auch in VR zu genießen.

Emulatoren werden dabei in zwei Kategorien unterteilt:

  • Software-Emulation: Diese Emulatoren sind Programme, die ein Computer, eine Konsole oder ein Betriebssystem nachbilden. Mit der Software wird dann virtuell die Hardware bzw. das Betriebssystem emuliert und erlaubt es so, für die originale Hardware entwickelte Spiele sowie Software zu nutzen.
  • Hardware-Emulator: Bei der Hardware-Emulation sieht es schon ein wenig kniffliger aus, denn hier wird die Hardware physisch emuliert. So kann das Gerät zum Beispiel einen Prozessor oder auch Drucker funktionell, elektrisch und mechanisch eins zu eins nachbilden.

Mehr als nur Spielekonsolen-Emulatoren

Den meisten dürften beim Schlagwort „Emulator“ aber direkt als erstes Spiele-Emulationen in den Sinn kommen. Doch da stellt sich mal wieder die Frage, ob das Emulieren eigentlich legal ist. Diese Frage haben wir euch ausführlich in unserem letzten Beitrag „Sind Spiele-Emulatoren legal?“ beantwortet. Kurz und knapp: Emulatoren sind legal, solange sie nicht das originale Betriebssystem der Konsole verwenden – können aber theoretisch auch für illegale Zwecke genutzt werden.

Doch auch abseits der bekannten Spiele-Emulatoren wird Emulator-Software eingesetzt. Zum Beispiel, um alte Betriebssysteme zu emulieren und damit veraltete, aber doch manchmal noch wertvolle Software weiterhin nutzen zu können. Das ist vor allem wichtig, da alte Software oft nicht mit dem neuen Standard bzw. moderneren Computern und Hardware kompatibel ist, man aber dennoch Betriebssysteme, z.B. von Maschinen, und auch Anwendungen auf dem alten Betriebssystem programmieren muss. Bekannte Beispiele für solche Emulatoren bzw. Virtualisierungslösungen sind unter anderem VirtualBox und DOSBox.

  • Die Software VirtualBox erlaubt es, verschiedene Betriebssysteme wie Windows, Linux oder MacOS auf einem einzigen physischen Computer gleichzeitig zu nutzen. So kann man z.B. Windows XP in einer VM auf einem Windows 10-PC nutzen oder auf einem PC mit Linux-Betriebssystem auch Windows-Anwendungen programmieren. Doch warum sollte ich als Retro-Gamer ein anderes Betriebssystem virtualisieren wollen? Ganz einfach, denn die VM ermöglicht es euch, alte Klassiker, die z.B. auf einem Windows 98-Betriebssystem gelaufen sind, auf einem modernen PC zu genießen. Das folgende Tutorial erklärt hervorragend, wie ihr VirtualBox dazu nutzen könnt, alte Spiele auf einem modernen PC zu spielen:
  • DOSBox: Ein weiterer Emulator abseits der reinen Gaming-Emulatoren, der dem ein oder anderen auch etwas sagen dürfte, ist DOSBox. Die Software ermöglicht es, ein 42 Jahre altes Betriebssystem namens MS-DOS zu nutzen. Das Microsoft Disk Operating System (MS-DOS) war das erste Betriebssystem, das von Microsoft für die Baureihe der x86-PCs genutzt wurde. Aber nicht nur Microsoft entwickelte ein DOS-basiertes Betriebssystem, sondern auch IBM. Das sogenannte PC-DOS entsprach dabei aber bis Version 6.0 dem MS-DOS von Microsoft. Spieler der 80er und auch Anfang der 90er waren auf MS-DOS angewiesen, denn ohne das Betriebssystem hätte man keine Spiele auf den PCs spielen können. DOSBox ermöglicht es heute, alte Anwendungen zu nutzen bzw. vor allem DOS-kompatible Spiele zu spielen.

Auch wenn Emulatoren für den ein oder anderen Spiele-Entwickler zu Recht ein Dorn im Auge sind, darf man nicht vergessen, dass Emulatoren auch gerne von selbigen genutzt werden. So griff Atari bereits damals bei der Veröffentlichung des Atari ST auf Emulatoren zurück und auch Nintendo nutzt heutzutage Emulatoren für sein Virtual Console-Angebot auf der Nintendo Switch. Für Spieler und auch Entwickler sind Emulatoren eine Möglichkeit, alte Software, Hardware und Spiele ohne Original-Hardware zu nutzen.

Hättet ihr gewusst, wann der erste „Gaming“-Emulator genutzt wurde? Wo nutzt ihr abseits des Gamings Emulatoren? Schreibt es uns in die Kommentare!

Bild:  Adobestock-Hamara

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